Z Geburtshilfe Neonatol 2010; 214 - V3
DOI: 10.1055/s-0030-1248798

Nabelschnurplastik bei großen angeborenen Bauchwanddefekten

R Werbeck 1
  • 1Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, Kinderchirurgie, Hamburg, Deutschland

Fragestellung: Bei kongenitalen Bauchwanddefekten werden die Reposition der eventrierten Viszera und der primäre Bauchdeckenverschluss unmittelbar postpartal empfohlen. Bei großen Defekten ergeben sich jedoch bisweilen Probleme, wenn der intraabdominelle Druck durch die zunehmende Reposition ansteigt und ein Kompartmentsyndrom befürchtet werden muss. Es wurden verschiedene Techniken beschrieben, in solchen Fällen eine Abdeckung der eventrierten Darmschlingen zu erzielen. Sie haben jedoch diverse Nachteile.

Material und Methode: Es wird eine Operationsmethode beschrieben, die 1975 erstmals veröffentlicht wurde. Hierbei wird die Nabelschnur in Längsrichtung gespalten und zirkulär auf die Darmschlingen gelegt. Nach fortlaufender Naht der Ränder wird ein sicherer Schutz vor Kontamination, Austrocknung und Wärmeverlust gewährt. Nach circa 10 Tagen ist die Reposition der Darmschlingen so weit fortgeschritten, dass der sekundäre Bauchdeckenverschluss spannungsfrei erfolgen kann.

Ergebnisse: Mit dieser Nabelschnurplastik wurden mittlerweile 17 Patienten erfolgreich behandelt. Die Verwendung des autogenen Gewebes macht die Entfernung der Kuppel aus der zwischenzeitlich getrockneten Nabelschnur atraumatisch. Das Material ist jederzeit verfügbar, wenn das geburtshilfliche Team rechtzeitig informiert wurde.

Diskussion: Wenngleich der primäre Bauchdeckenverschluss immer das Ziel der Versorgung eines kongenitalen Bauchwanddefektes bleiben sollte, gibt es Situationen, in denen alternative Techniken zur Verfügung stehen müssen. Das allogene Material der international am häufigsten verwendeten Schuster-Plastik hat allerdings erhebliche Nachteile, die bei der Nabelschnurplastik nicht beobachtet wurden. Mit dem autogenen Nabelschnurgewebe werden alle erforderlichen Schutzmaßnahmen für die eventrierten Viszera erreicht. Gleichzeitig erfolgt eine sanfte, kontinuierliche Reposition der Darmschlingen. Der sekundäre Bauchdeckenverschluss ist dann ohne pathologische Erhöhung des intraabdominellen Druckes möglich.

Schlussfolgerung: Die Vorstellung dieses einfachen und überall verfügbaren Operationsverfahrens soll seine weitere Verbreitung bei der Versorgung großer, primär irreponibler angeborener Bauchwanddefekte empfehlen.