Klinische Neurophysiologie 2012; 43(1): 30-32
DOI: 10.1055/s-0030-1248618
Der besondere Fall

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Späte Plexus-brachialis-Läsion bei radiogener Fibrose

Late Brachial Plexopathy Due to Radiogenic FibrosisC.  Weiß1 , U.  Ganswindt3 , A.  Staebler4 , T.  N.  Witt2
  • 1Klinik für Allgemeinen Neurochirurgie der Uniklinik Köln
  • 2Neurochirurgische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum der LMU München-Großhadern
  • 3Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie, Universitätsklinikum der LMU München-Großhadern
  • 4Radiologische Gemeinschaftspraxis München-Harlaching
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Publication Date:
11 February 2011 (online)

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Zusammenfassung

Die Inzidenz radiogener Plexusläsionen (RPL) hat durch verbesserte Bestrahlungstechnik abgenommen. Hier kam es zu einer späten RPL-Erstmanifestation mit Thoracic-outlet-Syndrom (TOS)-ähnlicher Symptomatik knapp 20 Jahre nach Radiotherapie (RT). Eine 65-jährige Patientin stellte sich mit seit 2 Jahren progredienten, brennenden Schmerzen und sensomotorischen Defiziten des rechten Armes vor, die sich durch Arbeiten über Kopf und lokale Kompression in der rechten Skalenusloge provozieren ließen. Der elektrodiagnostische Befund stützte die klinische Annahme einer vorwiegend unteren Armplexusläsion. Auffälligster und wegweisender Befund waren repetitive Serienentladungen (myokymic discharges) in verschiedenen Muskeln der oberen Extremität. Der V. a. ein TOS ließ sich weder im MRT noch der konventionellen Angiografie unter Provokation erhärten. Bei Z. n. Mammakarzinom, Ablatio mammae und sequenziell erfolgter Radiochemotherapie 20 Jahre zuvor wurde eine RPL durch radiogene Fibrose (RF) mit resultierender Plexuskompression diagnostiziert und im MRT bestätigt. Die eingeleitete Therapie mit Pentoxifyllin und Tocopherol zeigte nach 3 und 6 Monaten deutliche Erfolge, objektivierbar durch Besserung des DASH-Scores. Die RF ist dosisabhängig und tritt durchschnittlich mit 10–20 Monaten Latenz auf. Spätmanifestationen nach über 20 Jahre sind selten; in diesem Fall wurde die Diagnose erst sehr protrahiert gestellt. Die chirurgische Dekompression ist bei RPL wenig erfolgversprechend, während die medikamentöse Kombinationstherapie mit Pentoxifyllin und Tocopherol eine signifikante Verbesserung der RF binnen 6 Monaten erreichen kann.

Literatur

Dr. med. Carolin Weiß

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