Frauenheilkunde up2date 2010; 4(5): 278-283
DOI: 10.1055/s-0030-1247485
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Humangenetische Untersuchungen in der Pränataldiagnostik

U. Koehler, E. Holinski-Feder
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Publication Date:
25 October 2010 (online)

Einleitung

Eine pränatale genetische Diagnostik beinhaltet alle Maßnahmen, durch die zytogenetisch und molekulargenetisch nachweisbare Veränderungen des fetalen Erbgutes erkannt oder ausgeschlossen werden können. Mit nicht invasiven Untersuchungen wie dem Ersttrimester-Test von biochemischen Markern aus mütterlichem Blut ist eine relativ sichere Risikoermittlung für eine numerische Chromosomenveränderung (Aneuploidie) des Feten möglich. In Verbindung mit der fetalen Sonografie, die die Bestimmung der Nackentransparenz beinhaltet, kann diese Risikoermittlung weiter präzisiert werden, sodass in vielen Fällen eine invasive Pränataldiagnostik vermieden werden kann. Bei pathologischem Ersttrimester-Test sowie einer in der Ultraschalluntersuchung festgestellten Wachstumsverzögerung oder fetalen Fehlbildung (z. B. Skelett- und Organfehlbildungen, faziale Dysmorphien), die ein Indiz für eine genetisch bedingte Erkrankung des Feten sein können, hilft eine pränatale genetische Diagnostik, eine höchstmögliche Sicherheit über das Vorliegen einer Chromosomenveränderung oder Genmutation des Feten zu erreichen. Mit einer zytogenetischen und molekularzytogenetischen Untersuchung (Karyotypisierung und Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung, FISH) können numerische und strukturelle Chromosomenveränderungen festgestellt werden, während eine molekulargenetische Untersuchung Genmutationen nachweisen kann. Molekulargenetische Untersuchungen können ratsuchenden Schwangeren angeboten werden, wenn aufgrund einer positiven Familienanamnese oder einer pathologischen sonografischen Untersuchung des Feten ein erhöhtes Risiko für die Geburt eines Kindes mit einer monogen bedingten Erkrankung vorliegt. Mit der Array-CGH-Diagnostik, vergleichbar einer hochauflösenden molekularen Karyotypisierung, kann die Sensitivität der zytogenetischen Diagnostik erheblich gesteigert werden, sodass diese Technik die herkömmliche Chromosomenanalyse in absehbarer Zeit ersetzen wird. 

Die genetische Beratung begleitet alle genetischen Untersuchungen und spielt eine wichtige Rolle bei der Betreuung der Schwangeren und ihrer Familie. 

Literatur

  • 1 Richtlinien zur pränatalen Diagnostik von Krankheiten und Krankheitsdispositionen. Bundesärztekammer, Fassung vom 18.01.2010
  • 2 Shaffer l, Slovak M L, Campbell L J eds. ISCN – an international system for human cytogenetic nomenclature. Basel: Karger; 2009
  • 3 McKinlay Gardner R J, Sutherland G R. Chromosome abnormalities and genetic counselling. 3rd ed. Oxfod: Oxford University Press; 2004

Dr. rer. nat. U. Koehler

MGZ – Medizinisch Genetisches Zentrum

Bayerstraße 3–5

80335 München

Email: koehler@mgz-muenchen.de

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