Zentralbl Chir 2011; 136(2): 185-189
DOI: 10.1055/s-0030-1247463
Trends – Neue Verfahren und Entwicklungen

© Georg Thieme Verlag Stuttgart ˙ New York

Ambulante Chirurgie in Medizinischen Versorgungszentren: Trends und Entwicklungen

Surgery in Medical Ambulatory Care Centres: Trends and DevelopmentsB. Gibis1 , A. Köhler2
  • 1KBV, Dezernat 4, Berlin, Deutschland
  • 2KBV, Vorstandsvorsitzender, Berlin, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
03 February 2011 (online)

Einleitung

Die chirurgische Tätigkeit war Jahrhunderte lang von der ambulanten Ausübung in unterschiedlichsten Settings gekennzeichnet. Nach den Erfolgen der modernen Chirurgie im ausgehenden 19. Jahrhundert, ihrer Anerkennung als ärztlicher Disziplin und Akademisierung nimmt das Krankenhaus sowohl in Hinblick auf die Weiterbildung als auch auf den Schwerpunkt dieser Tätigkeit eine zentrale Stellung ein. Die „Ambulantisierung“ der Medizin hat jedoch auch in der Chirurgie Einzug gehalten: Mit der nunmehr häufigen ambulanten Durchführung früher ausschließlich stationär zu erbringender Leistungen wurde die Chirurgie unmittelbar an der Sektorengrenze ambulant / stationär verankert. Der Gesetzgeber hat dem Rechnung getragen und beispielsweise für die Durchführung ambulanter Operationen auf dem Wege des § 115 b SGB V (ambulantes Operieren im Krankenhaus) versucht annähernd gleiche Bedingungen für die Erbringung ambulanter chirurgischer Leistungen sowohl im Krankenhaus als auch in der ambulanten Versorgung zu schaffen[1]. 

Ambulante chirurgische Tätigkeit umfasst jedoch noch weitere Aufgaben. Hierzu gehört beispielsweise die Durchgangs-Arztfunktion im Auftrag der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, die einen Teil des in sich abgeschlossenen, kohärenten Versorgungssystems der Berufsgenossenschaften darstellt. Während weitere Optionen wie beispielsweise die Öffnung von Kliniken auf dem Wege des § 116 b SGB V für die Chirurgie derzeit keine Rolle spielen, wurden im Rahmen der Integrationsversorgung nach §§ 140 a ff SGB V zahlreiche Verträge insbesondere zur Hüft- und Knieprothetik geschlossen, über deren Erfolg jedoch aufgrund nur punktueller wissenschaftlicher Begleitung keine systematischen Erkenntnisse vorliegen. 

Das Fachgebiet insgesamt befindet sich in einem beständigen Wandel, der immer stärker zu kooperativen Strukturen tendiert, von veränderten Lebensentwürfen junger Chirurginnen und Chirurgen und dem unverändert bestehenden Kostendruck gekennzeichnet ist. Eine Herausforderung stellt nicht zuletzt die Vorhaltung eines aufgrund von hygiene- und sicherheitsrelevanten Auflagen immer aufwändiger werdenden Organisationsrahmens zur Durchführung von ambulanten Operationen dar. Alle diese Veränderungen befördern die Durchführung ambulanter, chirurgischer Leistungen in größeren, kooperativen Strukturen, in denen arbeitsteilig Aufgaben und Verantwortlichkeiten geteilt werden können. 

Mit der Einführung der Strukturvariante „Medizinisches Versorgungszentrum“ (MVZ) hat der Gesetzgeber – Liberalisierungen des Berufsrechts aufgreifend – versucht, neue Formen der Kooperationen auf dem Boden des Sozialrechts zu etablieren. MVZ sind nach ihrer Einführung im Jahre 2004 auch ohne Anschubfinanzierung oder sonstige Subventionen regelhafter, wenn auch noch immer verhältnismäßig seltener Bestandteil der ambulanten Versorgung geworden. Der vorliegende Artikel beschreibt die Charakteristika von Medizinischen Versorgungszentren, wird Trends und Entwicklungen auf der Grundlage der durch die KBV durchgeführten Statistiken identifizieren und schließlich nach einer kurzen Zusammenfassung einen Ausblick in die weitere Entwicklung wagen. 

Literatur

1 Diese vorgeblich gleichen Bedingungen sind nach wie vor aus der Sicht vieler ambulant tätiger Ärzte ungenügend, da die Investitionskosten im ambulanten Bereich ausschließlich durch die ambulant tätigen Chirurgen selbst zu tragen sind.

2 Hinsichtlich der Repräsentativität der Befragung und weiterer Ergebnisse wird auf die Publikation verwiesen, erhältlich unter www.kbv.de

Dr. B. Gibis

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