Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2009; 19(6): 301-302
DOI: 10.1055/s-0030-1247218
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Wirksamkeit von Physiotherapie und Ergotherapie auf Mobilität und Aktivität von britischen Pflegeheimbewohnern

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Publication Date:
15 January 2010 (online)

 

Referat zur Arbeit von Sackley CM, van den Berg ME, Lett K, Patel S, Hollands K, Wright CC, Hoppitt TJ. Effects of a physiotherapy and occupational therapy intervention on Mobility and activity in care home residents: a cluster randomised controlled trial. BMJ 2009; 339: b3123

Im englischen Birmingham wurde in einer Cluster randomisierten kontrollierten Studie untersucht, ob die Kombination von Physio- und Ergotherapie bei Pflegeheimbewohnern die Mobilität und persönliche Aktivität günstiger beeinflusst als die Standardbetreuung.

In Birmingham finden sich 77 Pflegeeinrichtungen, die mehr als 5 Betten für Personen mit eingeschränkter Mobilität und Einschränkungen in den Aktivitäten des täglichen Lebens vorsehen. Pflegeheimbewohner ohne Palliativbetreuung am Lebensende konnten mit den o. gen. Einschränkungen in die Studie aufgenommen werden. Als Hauptergebnisparameter dienten der Barthel- und Rivermead Mobility Index. Sekundäre Ergebnisparameter waren die Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) bzw. der Stroke Aphasic Depression Questionnaire Score (SADQS) bei Aphasie bzw. kognitiver Einschränkung sowie der Timed Up & Go Test (TUG). Nach kognitiven Einschränkungen wurde mittels der Mini-Mental-State-Examination gesucht, und im Falle eines Scores von 24 oder weniger die Ergebnisparameter mithilfe einer Vertrauensperson erhoben.

Das Ziel der Physiotherapie war es Mobilität zu verbessern und Aktivitäten des täglichen Lebens ohne Hilfestellung zu absolvieren. Dazu wurden Muskelkraft, Beweglichkeit, Gleichgewicht und körperliche Belastbarkeit und zusätzlich der Lagewechsel und das Gehen bzw. das Rollstuhlfahren geübt. Die Ergotherapie zielte auf eine Verbesserung der persönlichen Aktivitäten der Patienten. Die Intensität und Dosierung wurden entsprechend der Zielvorstellungen der Patienten in Abhängigkeit von der individuellen Belastbarkeit festgelegt. Jeweils 2 Ergo- bzw. Physiotherapeuten führten die Therapie 3 Monate lang durch. Alle Teilnehmer wurden von für die Therapiezuteilung geblendeten Untersuchern vor und 3 und 6 Monate nach der Randomisierung untersucht.

Die Kontrollpatienten erhielten die Standardbetreuung, in der Ergotherapie nicht und Physiotherapie nur gelegentlich vorkommen. Nach Abschluss der Studie erhielten auch die Kontrollpatienten 3 Monate lang Physio- und Ergotherapie 128 Heimbewohner eines mittleren Alters von 86 Jahren wurden in die Therapiegruppe randomisiert und 121 Personen mit einem Durchschnittsalter von 84 Jahren fungierten als Kontrollen. 44 % der Patienten mit Physio-Ergotherapie und 33 % der Kontrollpatienten wurden aufgrund der Fragebogen als depressiv verstimmt klassifiziert, 40 % der Teilnehmer litten an Demenz. Die Physiotherapeuten absolvierten in 2 Stunden 12 Minuten durchschnittlich 6,4 Besuche pro Studienteilnehmer. Die Ergotherapeuten besuchten die Heimbewohner im Mittel bei 9,8 Visiten insgesamt 3 Stunden 36 Minuten lang. Drei und 6 Monate nach Studienbeginn wurden weder für den Barthel-Index noch für den Rivermead Mobility Index signifikante Unterschiede zwischen den beiden Betreuungsprogrammen gefunden. Für beide Hauptergebnisparameter wurde durch keine der Interventionen eine minimale klinisch relevante Verbesserung erreicht.

Die Autoren betonen, dass die Kombination einer Physio- und Ergotherapie bei Pflegeheimbewohnern zu keiner Verbesserung der Mobilität oder größeren Unabhängigkeit in der Durchführung von Aktivitäten des täglichen Lebens führt. Als Ursache für dieses Ergebnis wird der hohe Anteil von Teilnehmern mit psychischer Belastung vermutet.

K. Ammer, Wien, Österreich

Literatur

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