Zentralbl Chir 2009; 134(6): 489-491
DOI: 10.1055/s-0029-1245033
Aktuelle Chirurgie

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Tumorchirurgie - Wohin geht der Weg?

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
21. Dezember 2009 (online)

 

Mindestmengen – Zertifizierung – Qualitätsmanagement und Patientensicherheit – Für viele mag der innere Zusammenhang der genannten Schlagworte nicht auf den ersten Blick erkennbar sein. Wenn wir die Entwicklung in unseren Kliniken über die letzten zehn Jahre betrachten wird jedoch klar, dass neben der Ökonomisierung der Medizin mit Erhöhung des Leistungsdrucks und Leistungsverdichtung die genannten Stichworte unsere Arbeitswelt und vielleicht auch unser Verhalten verändert haben. Dabei war das Wohl des Kranken schon immer unser höchstes Gut.

Die Medizin und wir Ärzte unterliegen nach Unschuld einer Deprofessionalisierung und Entmündigung, indem die persönliche Verantwortung des freien Berufs nicht mehr das oberste Prinzip darstellt im Rahmen eines Dienstvertrages mit dem Patienten, sondern indem Patient und Gesellschaft bzw. Politik, und in Ansätzen auch bereits die Rechtswissenschaften, einen Anspruch auf erfolgreiche Behandlung im Sinne eines Werkvertrages einfordern und hierfür Regularien erarbeiten.

Nachdem festgestellt wurde, dass irren menschlich ist und andererseits der Chirurg entscheidend den Ausgang einer Behandlung z.B. des kolorektalen Karzinoms bestimmt, erfolgte in Analogie zur Luftfahrt und herstellenden Industrie die Implementierung von Standards und Leitlinien. Als weitere Parameter aus der Industrie zur Effizienz- und Qualitätssteigerung wurden Mindestmengen und Zertifizierung mit umfassendem Qualitätsmanagement nach DIN-ISO, KTQ oder EFQM eingefordert, um die Patientensicherheit zu verbessern. Im Bereich der Tumorchirurgie erfolgte zuletzt im Juni 2009 die Vorstellung des Nationalen Krebsplanes, indem neben der Früherkennungsverbesserung die Zentrenbildung als Qualitätssicherungsmaßnahme weiter forciert wird und andererseits die Einbindung des Patienten in geteilter Entscheidungsverantwortung propagiert wird.

Nach eigener Einschätzung ist es Zeit, sich mit den übergeordneten Zielen und dem zurückgelegten Weg zu beschäftigen, um Fehlentwicklungen und Korrekturen anzumahnen oder übersehene Fakten und Veränderungen aufzuzeigen.

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