Aktuelle Dermatologie 2010; 36(7): 281-282
DOI: 10.1055/s-0029-1244178
Von den Wurzeln unseres Fachs

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Zum 85. Geburtstag von Professor Dr. med. Hagen Tronnier

On the Occasion of the 85th Birthday of Professor Dr. med. Hagen TronnierW.-I.  Worret1
  • 1Klinik für Dermatologie und Allergologie der TU München
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Publication Date:
30 June 2010 (online)

Am 4. März 2010 wurde der Nestor der wissenschaftlichen Hautphysiologie, sowohl national als auch international, 85 Jahre alt ([Abb. 1]).

Abb. 1 Prof. Dr. med. Hagen Tronnier

Geboren in Bad Kreuznach, wo er den größten Teil seiner Schulzeit verbrachte, zog er nach Göttingen um, wo er 1943 sein Abitur bestand. Nach 2 œ Jahren Wehrdienst studierte er Medizin in Göttingen, die er 1952 mit dem Staatsexamen abschloss.

Als Assistenzarzt an der Universitäts-Hautklinik bei Professor Bode und an der Medizinischen Universitätsklinik bei Professor Schoen in Göttingen begann er schon sehr früh mit physikalisch-experimentellen Untersuchungen der Haut. Die Ergebnisse machten ihn weit über Göttingen bekannt und sie führten zu Vortragseinladungen ins In- und Ausland. Seine wohl durchdachten dermato-pharmakologischen Prüfmethoden machten auch bestimmte Pharmafirmen hellhörig, und so nimmt es nicht Wunder, dass er 1952 als Leiter des dermatologischen Forschungslaboratoriums der Firma Thomae in Biberach eingestellt wurde. Bemerkenswerte Untersuchungen zur Hautfettbestimmung und der Kortikosteroidwirkungen stammten von dort.

Diese Arbeiten fielen Prof. W. Schneider auf, dem Chefarzt der Städtischen Hautklinik Augsburg, der ja einige Jahre früher bei Gottron in der Universitäts-Hautklinik Tübingen über sehr ähnliche Themen geforscht hatte. Nach intensiven Gesprächen gelang es ihm, Tronnier für seine wissenschaftliche Arbeitsrichtung zu interessieren. Es begann eine fruchtbare Zusammenarbeit auf dem Gebiet der „Präparativen und dekorativen Ästhetischen Dermatologie” und zum Thema der topischen Pharmakologie. Tronnier habilitierte sich dann 1963 zum Thema „Über die Wirkungsweise indifferenter Salben- und Emulsionssysteme an der Haut in Abhängigkeit von ihrer Zusammensetzung” an der medizinischen Fakultät in Tübingen. Die Fakultät war vom Inhalt der Habilitationsschrift so beeindruckt, dass sie, obwohl sie vorher den Beschluss gefasst hatte, nur noch eigene Fakultätsmitglieder und keine „Externe” zur Habilitation zuzulassen, bei Tronnier aus Augsburg eine Ausnahme machte.

Prof. Tronnier ging dann 1963 als Oberarzt von W. Schneider, der die Nachfolge von Gottron angetreten hatte, mit an die Universitäts-Hautklinik Tübingen und übernahm die Leitung der Abteilung für Hautphysiologie und -pharmakologie einschließlich des Allergie-Labors.

1972 wurde Hagen Tronnier dann zum Direktor der Hautklinik der Städtischen Kliniken Dortmund gewählt, und es begann eine schaffensreiche Periode, in der die wissenschaftliche Potenz dieser Klinik in regelmäßigen Kongressen nach außen gezeigt wurde, bis zu seiner Pensionierung am 31. 3. 1990.

Schon am nächsten Tag, am 1. 4. 1990, eröffnete er das Institut für experimentelle Dermatologie an der Universität Witten/Herdecke, an der er eine zusätzliche Professur innehatte. Auch dieses Institut machte er national und international weit bekannt, und nicht umsonst ließ die ESA einige Astronauten vor und nach ihren Einsätzen von ihm und seinen Mitarbeitern hautphysiologisch untersuchen, um die Hautalterung im All zu bestimmen.

Dieses Forschungsinstitut feierte am 21. 4. 2010 sein 20-jähriges Jubiläum mit einem exzellenten wissenschaftlichen Symposium. Obwohl er die Leitung des Instituts schon seit einigen Jahren an seine enge Mitarbeiterin, Frau Prof. Dr. Heinrich, abgegeben hat, gilt er dort immer noch als der heimliche „Chef”. Und er ist immer präsent, auch wenn er es die letzten Jahre etwas langsamer angehen lässt. Es schreibt Veröffentlichungen, hält Vorträge und besucht Kongresse.

Alle diese Aktivitäten führten natürlich zu zahlreichen Auszeichnungen. In neun nationalen und internationalen Fachgesellschaften ist Prof. Hagen Tronnier Ehrenmitglied.

Diese ungeheure Arbeitsleistung kommt einmal aus ihm selbst, der aufgrund seiner langen Erfahrung und der hohen Intelligenz erkannte Probleme präzise benennen und einer Lösung zuführen kann. Zum andern wird diese Arbeit auch nicht als schwer erkannt, weil seine Familie, seine liebe Ehefrau und seine beiden Söhne, ihn rückhaltlos unterstützen (auch die heimliche Familie, die aus den Mitarbeitern im Institut besteht).

Aber nicht nur arbeiten kann Hagen Tronnier, er erholt sich bei interessanten Urlaubsfahrten, dem Sammeln von Münzen und – legendär – bei Festivitäten jeglicher Art, einschließlich einfachen Wirtshausbesuchen. Hier schwelgt er dann mit einem kräftigen Essen, einigen Bieren und abschließender Verdauungszigarette, wie ein Ruhrpottkumpel, mit dem man herrlich alles besprechen kann. Es ist schon verwunderlich, dass er, trotz der Herkunft aus einer der besten Weingegenden Deutschlands, solch ein bekennender Biertrinker geworden ist, aber Eberhard Anheuser, der ebenfalls in Bad Kreuznach geboren wurde und später in den USA die bedeutende Brauerei Anheuser-Busch gründete, zeigte schon, dass sich ein Kreuznacher aufgrund seines eigenen Willens nicht auf ein besonderes Schema reduzieren lässt.

Aufgrund seiner Warmherzigkeit und Empathie ist Hagen Tronnier auch ein wundervoller Freund. Insbesondere nachdem wir 1995 die Arbeitsgemeinschaft für ästhetische Dermatologie und Kosmetologie (ADK) gegründet hatten, deren Vorsitzender er war und heute das Ehrenmitglied ist, durfte ich das schätzen.

Wir wünschen Dir, dass Du noch lange der alte Junge bleibst, der Du bist, und dass Dir Deine Gesundheit, Deine Vitalität und Deine Lebensfreude stets erhalten bleiben.

Prof. Dr. Wolf-Ingo Worret

Klinik für Dermatologie und Allergologie der TU München

Biedersteiner Str. 29
80802 München

Email: Wolf-Ingo.Worret@lrz.tum.de

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