Die Behandlung von Wunden der unteren Extremität stellt
ungeachtet ihrer Ätiologie eine große Herausforderung für den
rekonstruktiv tätigen Plastischen Chirurgen dar. Die rekonstruktive
Plastische Chirurgie erfordert neben detaillierten anatomischen Kenntnissen
intensives Training und feinstmotorische Fertigkeiten. Gerade auf dem Gebiet
der Operationstechniken haben sich in den vergangenen Jahrzehnten Entwicklungen
vollzogen, die einen Extremitätenerhalt auch in komplexen Situationen
möglich machen.
Die Planung rekonstruktiver Eingriffe hat neben der Methodenauswahl
auch sozialmedizinische Aspekte zu beachten. Die Wahl des
Rekonstruktionsverfahrens ist dabei dem individuellen Patientenprofil (Alter,
Diagnose, Geschlecht, Nebendiagnosen) anzupassen. Diese präoperative
Planung und die Aufklärung der Patienten über die je nach Verfahren
teils äußerst aufwendige, mehrstündige Operation und
mögliche Risiken sind ebenso wichtig wie die medizinische, pflegerische
und physiotherapeutische Nachbehandlung.
Eine Wunde mit oder ohne Unterstützung der mittlerweile sehr
häufig eingesetzten Vakuumtherapie sekundär heilen zu lassen, ist
technisch mit geringem Aufwand verbunden. Mit einer Hauttransplantation kann
ein gut durchblutetes Wundareal ebenfalls recht einfach gedeckt werden. Mit
lokalen Haut-, fasziokutanen oder Muskellappen kann durchblutetes Gewebe in ein
ischämisches Areal verlagert werden. Bei größeren und vor allem
am distalen Unterschenkel gelegenen Defektwunden ist meist der Einsatz von
freien Lappenplastiken mit mikrochirurgischem Gefäßanschluss
nötig.
Um eine Komplikation rasch therapieren zu können, ist das
frühzeitige Erkennen und interdisziplinäres Handeln erforderlich.
Angesichts einer immer älter werdenden Gesellschaft ist die plastische
Rekonstruktion der unteren Extremität auch eine sozioökonomische
Herausforderung. Letztlich muss jedoch auch der ambitionierte rekonstruktive
Chirurg akzeptieren, dass manche multimorbiden Patienten mit ausgedehnten
Wunden und vital bedrohlichen Nebendiagnosen mehr von einer frühen
Amputation und anschließenden Prothesenversorgung profitieren.
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Prof. Dr. Michael Sauerbier
Chefarzt der Klinik für Plastische, Hand- und Rekonstruktive
Chirurgie Kliniken des Main-Taunus-Kreises
GmbH, Akademisches Lehrkrankenhaus der Johann Wolfgang
Goethe-Universität Frankfurt am Main
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Taunus
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