Krankenhaushygiene up2date 2009; 4(4): 276-277
DOI: 10.1055/s-0029-1243892
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Influenza: chirurgische Masken schützen ebenso gut wie N95-Masken

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Publication Date:
22 January 2010 (online)

Loeb M, Dafoe N, Mahony J. Surgical mask versus N95 respirator for preventing influenza among health care workers: a randomized trial. JAMA 2009; 302: 1865 – 1871

>Die Autoren führten eine randomisierte Studie durch, um die Frage zu beantworten, ob chirurgische Masken gleichermaßen wie N95-Masken vor Influenza schützen. Dies ist vor dem Hintergrund bedeutsam, dass es in einer Pandemie zu Versorgungsengpässen mit N95-Masken kommen kann (wie es in den USA auch tatsächlich der Fall war).

In die Studie wurde Pflegepersonal aus 22 Abteilungen und 8 Krankenhäusern der höchsten Versorgungsstufe in Ontario, Kanada eingeschlossen. Das Personal arbeitete während der Influenza-Saison 2008/2009 Vollzeit in der Notaufnahme, in medizinischen oder pädiatrischen Stationen. Das Pflegepersonal wurde in 2 Gruppen eingeteilt: jeweils ein Block mit 4 Teilnehmern trug während der Studiendauer N95-Masken, die andere Gruppe trug chirurgische Masken. Die Untersucher und das Laborpersonal waren verblindet, d. h. sie wussten nicht, welche Masken das Personal trug. Nachdem Kanada 2003 viele SARS-Patienten und Todesfälle zu beklagen hatte, gilt seither die Anordnung, bei jedem Patienten mit Fieber ≥ 38 °C und Husten oder Atemnot Masken zu tragen. Das Personal wird entsprechend geschult.

Die Teilnehmer wurden mittels Fragebogen 2-mal wöchentlich befragt und ein Nasenabstrich wurde bei Auftreten eines neuen Symptoms (Fieber ≥ 38 °C, Husten, verstopfte Nase, Halsweh, Kopfweh, Nasennebenhöhlen-Problemen, Muskelschmerzen, Müdigkeit, Ohrschmerzen, Ohrinfektion oder Schüttelfrost) abgenommen. Als primäres Outcome war eine laborbestätigte Influenza definiert (PCR oder 4-facher Titeranstieg im Vergleich zu Ausgangstiter zu Studienbeginn). Sekundäres Outcome war der Nachweis von folgenden nicht-Influenza Viren: Parainfluenza Virus Typ 1,2,3 und 4, respiratorisches Syncytialvirus Typ A und B, Adenovirus, Metapneumovirus, Rhinoviren, Enteroviren, Coronaviren OC43, 229E, SARS, NL63 und HKU1. Um die Compliance mit dem Tragen der jeweils zugewiesenen Masken abzuschätzen, wurden während der Influenza-Hochsaison die Teilnehmer täglich telefonisch kontaktiert (audit). In die Studie wurden 446 Personen eingeschlossen: 225 in die Gruppe mit chirurgischen Masken, 221 in die Gruppe mit N95-Masken. Das Durchschnittsalter betrug 36 Jahre, 94 % waren weiblich und der Impfstatus war in beiden Gruppen ähnlich (30 vs. 28 % in der N95-Gruppe).

Eine laborbestätigte Influenza trat bei 50 (23,6 %) Personen der Gruppe auf, die chirurgische Masken trugen, und bei 48 (22,9 %), die N95-Masken trugen. Dies bedeutet eine Nicht-Unterlegenheit der chirurgischen Masken. Auch bei den anderen respiratorischen Viren gab es keine Unterschiede in den beiden Gruppen. Gleich viele Personen suchten einen Arzt auf wegen respiratorischer Symptome (in beiden Gruppen n = 13). Es gab keinen Unterschied bei Abwesenheit von der Arbeit und keinen statistisch signifikanten Unterschied beim Auftreten von Influenza-ähnlichen Symptomen (Husten und Fieber). Während der 2-wöchigen audit-Periode gab es 18 Patienten, bei denen Tröpfchen-Präventionsmaßnahmen notwendig waren; die Compliance mit dem Tragen der Masken lag bei 100 %.

Die Autoren schlussfolgern, dass chirurgische Masken nicht schlechter vor Influenza schützen als N95-Masken. Das oft vorgebrachte Argument, dass chirurgische Masken ungenügend anliegen, war in dieser Studie – gemessen am Outcome – nicht zu bestätigen. Die Attack-Rate lag bei ungeimpftem Pflegepersonal immerhin bei 23 %. Natürlich konnte in dieser Studie nicht ausgeschlossen werden, dass es zu einer Infektion außerhalb des Krankenhauses gekommen war; die Autoren argumentieren jedoch, dass dies in beiden Gruppen wahrscheinlich gleichermaßen der Fall gewesen ist.

Fazit: N95 Masken bieten keinen größeren Schutz vor Grippe oder Schweingrippe als chirurgische Masken im Routine-Krankenhausbetrieb.

PD Dr. med. Elisabeth Meyer, Berlin

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