Via medici 2007; 12(4): 3
DOI: 10.1055/s-0029-1243382
Editorial

Was kostet die Welt?

Dieter Schmid
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Dezember 2009 (online)

Hand aufs Herz: Würden Sie Medizin studieren, wenn Sie wüssten, dass Sie nach dem Studium mit 150.000 Euro Schulden dastünden? In den USA ist das ein üblicher Betrag, denn die „tuition fees”, die Studiengebühren an den dortigen Medicine Schools, belaufen sich nicht selten auf mehrere Tausend Dollar pro Semester. Erstaunlicherweise schultern die Studenten diese Last ohne zu murren. Warum? Weil man sich als amerikanischer Arzt eine goldene Nase verdient? Die Gehaltsunterschiede unter Klinikärzten sind so groß nicht: Assistenzärzte verdienen in den USA mit etwa 45.000 Dollar eher sogar etwas weniger als ihre deutschen Kollegen. Den zentralen Grund, warum Studiengebühren in den USA akzeptiert werden, nennt ein amerikanischer Student in unserem Artikel „Ärzte im Wunderland?” auf S. 20: „We don’t care about money as long as the education is good.” Sinngemäß: „Was kratzt mich die Kohle? Ich bekomme eine gute Ausbildung dafür!”

Diese Denkweise ist auch deswegen interessant, weil wir uns zusehends amerikanischen Verhältnissen annähern – zumindest was die finanziellen Belastungen betrifft. „Bei uns muss keiner Schulden machen, um studieren zu können!” war eine Behauptung, mit der man die Amis bisher als unsozial abstempeln konnte. Mittlerweile müssen jedoch auch hierzulande Studenten Kredite aufnehmen, um ihr Studium zu finanzieren. Das hat verschiedene Gründe: Zum einen werden auch in Deutschland derzeit Studiengebühren eingeführt, zum anderen passt der Staat seine wichtigste Unterstützungsleistung für Studenten, das BAföG, seit Jahren nur noch sehr widerwillig den Inflationsraten an. Deswegen müssen immer mehr Studenten nach ihrem Abschluss Schuldenberge von einigen 10.000 Euro abtragen – und das, obwohl anders als in den USA die Unzufriedenheit mit Lehre und Lehrenden groß ist. Wie stehen Sie dazu? Kommen Schulden für Sie prinzipiell nicht in Frage? Oder halten Sie es lieber mit den Amis und sagen: „Am Ende habe ich meinen Traumjob – also sind Schulden kein Tabu”? Die Frage, worauf Sie achten sollten, wenn Sie einen Kredit aufnehmen, beantworten wir Ihnen in unserem Artikel „Die Rückkehr des Bettelstudenten” auf S. 16.

Im persönlichen Bereich spielen Fragen wie „Was kostet mich das und welchen Nutzen habe ich davon?” eine große Rolle. Und doch sollte man sich davor hüten, daraus eine Prämisse für jegliches Handeln zu machen. Was bringt es mir zum Beispiel, wenn ich mich bereiterkläre, im Fall meines Hirntods Organe zu spenden? Lesen Sie dazu unseren Artikel „Neues Leben im Gepäck” auf S. 34! Unsere Autorin hat ein Transplantationsteam begleitet und beschreibt minutiös, was passiert, wenn einem Spender Organe entnommen werden. Viele Rädchen greifen dann ineinander, und binnen Stunden fliegen bis zu sechs Organe – Lunge, Herz, Leber, Nieren, Pankreas und Dünndarm – in alle Himmelsrichtungen und retten dort Leben. Dieser „ Nutzen” sollte jeden überzeugen, der bisher noch keinen Organspenderausweis mit sich führt.

Noch ein Hinweis in eigener Sache: Egal ob Milch, Butter, Brot – kein Grundnahrungsmittel ist frei von den Zwängen der Inflation. Das gilt auch für Via medici. Nachdem wir vier Jahre unsere Preise konstant halten konnten, müssen wir für das kommende Jahr den Abopreis um drei Euro auf 22,95 Euro erhöhen. Der Versand kostet dann 3,80 Euro. Im Gegenzug bauen wir die Vorteile, die Sie als Via medici-Abonnent genießen, weiter aus: In Via exklusiv können Sie immer mehr Lern-Dossiers, Infopakete und Artikel kostenlos herunterladen. Dazu kommen die Gewinnspiele, der Via exklusiv Newsletter … und vieles mehr!

Einen guten Start ins Wintersemester, wünscht Ihnen

Ihr

Dr. med. Dieter Schmid, Redaktionsleitung

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