Dialyse aktuell 2009; 13(8): 418
DOI: 10.1055/s-0029-1243325
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Schlaganfall bei Hämodialysepatienten - Warfarin erhöht Risiko bei Patienten mit Vorhofflimmern

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Publication Date:
19 November 2009 (online)

 

Quelle: Chan KE, Lazarus JM, Thadhani R, Hakim RM. Warfarin use associates with increased risk for stroke in hemodialysis patients with atrial fibrillation. J Am Soc Nephrol 2009; Aug 27 [Epub ahead of print]; doi: 10.1681/ASN.2009030319

Thema: Bei Patienten mit Vorhofflimmern ist Prophylaxe wichtig, um das Risiko für thrombotische Ereignisse zu reduzieren. Diese Komorbidität tritt bei dialysepflichtigen Patienten mit einer Prävalenz von 9 % auf. Der Einsatz der Blutgerinnungshemmer Warfarin, Clopidogrel oder Azetylsalizylsäure ist bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz mit der Mortalität assoziiert. Die Risiko-/Nutzen-Verhältnis hängt allerdings von den vorliegenden Komorbiditäten ab.

Projekt: Wissenschaftler um Kevin Chan, MD, Waltham (USA), untersuchten in der vorliegenden Studie den Zusammenhang zwischen diesen Medikamenten und dem Schlaganfallrisiko, der Mortalität und der Hospitalisierung. Die retrospektive Kohortenanalyse schloss 1671 Hämodialysepatienten mit Vorhofflimmern ein. Die Forscher verfolgten den Krankheitsverlauf der Patienten über durchschnittlich 1,6 Jahre.

Ergebnis: Setzten die Ärzte Warfarin ein, war das Risiko für einen Schlaganfall im Vergleich zur Nichtgabe signifikant erhöht ("hazard ratio" (HR): 1,93; 95 % "confidence interval" (CI): 1,29-2,90). Der Einsatz von Azetylsalizylsäure und Clopidogrel war nicht mit einem erhöhten Risiko für einen neuerlichen Schlaganfall assoziiert. Wie Analysen mithilfe der "international normalized ratio" (INR), einem Wert zur Messung der Blutgerinnung, ergaben, korrespondiert das Risiko für einen Schlaganfall mit der Warfarindosis.

Patienten, die Warfarin bekamen und in den ersten 90 Tagen der Dialyse nicht per INR überwacht worden waren, hatten das höchste Schlaganfallrisiko im Vergleich zu Patienten, die das Medikament nicht einnahmen (HR: 2,79; 95 % CI: 1,65-4,70).

Fazit: Wird Warfarin bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz und Vorhofflimmern eingesetzt, ist das Schlaganfallrisiko erhöht. Das Risiko ist bei den Patienten am größten, die kein INR-Monitoring in der Einrichtung erhalten. Weitere Forschungsarbeiten müssen noch zeigen, warum Warfarin bei Dialysepatienten im Vergleich zu anderen Individuen einen gegenteiligen Effekt auf das Schlaganfallrisiko hat.

Key Words: Schlaganfallrisiko - Hämodialyse - terminale Niereninsuffizienz - Warfarin - Vorhofflimmern - INR

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