Klinische Neurophysiologie 2009; 40(4): 213
DOI: 10.1055/s-0029-1243247
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schwerpunkt Funktionelle Bildgebung

Topical Issue: Functional NeuroimagingG. R. Fink
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Publication Date:
28 December 2009 (online)

Die funktionelle Bildgebung umfasst traditionell nicht nur die Lokalisation höherer Hirnfunk­tionen. Auch wenn letzteres sich in den vergangen Jahren zu einem Schwerpunkt der Arbeiten in diesem Bereich mit besonderen Erfolgen bis hin zu unzähligen Publikationen in „Science” und „Nature” entwickelt hat: ein verbessertes Verständnis der Pathophysiologie neurologischer Erkrankungen wie auch der Diagnostik ist von Beginn an ein wichtiger Auftrag der funktionellen Bildgebung gewesen. Erinnert sei nur an die wesentlichen Beiträge der Positronen-Emissions-Tomografie (PET) zur Diagnostik der Demenzen oder aber der PET bzw. der Single Photon Computed Tomography (SPECT) zur Differenzialdiagnostik neurologischer Bewegungsstörungen. Dennoch, die letzten zehn Jahre waren ohne Zweifel geprägt von den Beiträgen der funktionellen Kernspintomografie (fMRT) zur neurologischen und psychiatrischen Grundlagen- sowie zur allgemeinen neurowissenschaftlichen Forschung, getrieben von ständigen Verbesserungen der Technik der funktionellen Bildgebung.

Die Autoren dieses Themenheftes der „Klinische Neurophysiologie” sind Repräsentanten wichtiger Fortschritte der letzten Jahre. Beiträge wie die von Scharnowski und Kollegen bzw. Stephan und Kollegen zeigen beispielhaft Meilensteine der technischen Entwicklung, die Echtzeit-MRT-Untersuchungen oder das Untersuchen von Veränderungen der effektiven Konnektivität zwischen verschiedenen Hirnregionen während der Durchführung von bestimmten kognitiven Prozessen ermöglicht haben. Andere Arbeiten, wie die Beiträge von Thiel oder Grefkes und Kollege, veranschaulichen das Potenzial der funktionellen Bildgebung, nicht nur neuromodulatorische Prozesse, sei es pharmakologisch oder technisch (z. B. mittels transkranieller Magnetstimulation) induziert, abzubilden, sondern hypothesengesteuert und zielgerichtet diese Methoden einzusetzen, um neue therapeutische Konzepte zu entwickeln. Was diese methodischen und inhaltlichen Fortschritte für den klinischen Ansatz bringen, wird exemplarisch für Aphasien (Saur/Weiller) und Neglect-Syndrome (Vossel/Kukolja) wie auch die Amyotrophe Lateralsklerose dargestellt.

Dieses Themenheft wurde primär für neurophysiologisch interessierte „Nicht-Bildgebungsexperten” geschrieben – wobei ich sicher bin, dass auch diejenigen, die jeden Tag mit funktioneller Bildgebung arbeiten, das eine oder andere lernen können. Allen an der Entstehung des Themenheftes Beteiligten möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich dafür danken, dass sie die Mühe auf sich genommen haben, sehr komplexe Fragestellungen auf eine prägnante, interessante und kurzweilige Art und Weise darzustellen. Ich würde mich sehr freuen, wenn dieses Themenheft die „Nicht-Bildgeber” unter den Neurophy­siologen interessieren würde und einen weiteren Beitrag zur Integration der funktionellen Bildgebung in die Neurophysiologie leisten würde.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. G. R. Fink

Klinik und Poliklinik für ­Neurologie

Uniklinik Köln

Kerpener Straße 62

50937 Köln

Email: gereon.fink@uk-koeln.de

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