Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2010; 42(1): 6-11
DOI: 10.1055/s-0029-1242582
Forschung

© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Verwendung komplementärmedizinischer Verfahren im Alter

Arndt Büssing, Thomas Ostermann, Peter F. Matthiessen, Peter Heusser
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
25. März 2010 (online)

Zusammenfassung

Es sind insbesondere jüngere Menschen und Frauen, die komplementärmedizinische Verfahren anwenden, vornehmlich bei bestimmten Erkrankungen als zusätzliche Therapieoption. Unser Anliegen war es zu untersuchen, welche Verfahren von älteren Menschen angewandt werden, wie sich die Verwendung dieser Therapieoptionen in Abhängigkeit vom Lebensalter verändert und welche Zusammenhänge mit der gesundheitsbezogenen Lebensqualität bestehen. Hierzu wurden Daten von 5 830 Krankenversichten ausgewertet (70 % Männer, 30 % Frauen; Altersmittel 65 ± 11 Jahre). Von diesen beschrieben sich 68 % als gesund. Das Alter war negativ mit der körperlichen Gesundheit (r = -.30) assoziiert und positiv mit dem Vertrauen in medizinische Hilfe (r = .30), nicht jedoch mit der Suche nach Information und alternativer Hilfe (r = .02). Hinsichtlich der Verwendung komplementärmedizinischer Verfahren zeigten sich für einige Therapieangebote signifikante Unterschiede im Altersverlauf: Die Verwendung der Homöopathie und der Osteopathie nahm mit zunehmendem Alter signifikant ab, während Bewegungs-/Körpertherapien bei Älteren von deutlich größerer Relevanz als bei Jüngeren waren. Für die Akupunktur fanden sich ebenfalls signifikante altersbedingte Unterschiede der Verwendung, jedoch kein linearer Zusammenhang. Für alle weiteren komplementärmedizinischen Verfahren zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Alterskategorien. Es kann also nicht pauschal gesagt werde, dass komplementärmedizinische Verfahren bei Älteren von geringer Relevanz seien. Hier ist eine differenzierte Betrachtungen notwendig, insbesondere da bestimmte Verfahren zum Teil sehr spezifische Indikationsschwerpunkte haben.

Summary

Particularly younger individuals and women are using interventions of complementary medicine, mostly as an adjuvant treatment in case of circumscribed diseases. Our aim was to investigate which complementary treatments were used by elderly, how the usage of these interventions may change with increasing age, and whether these complementary medicine treatments are related to health-related quality of life. Fort that purpose we analysed data of 5,830 German health insurants (70 % men, 30 % women; mean age 65 ± 11 years). Among them, 68 % regarded themselves as healthy. Age was negatively associated with physical health (r = -.30), and positively associated with Trust in Medical Help (r = .30), but not with Search for Information and Alternative Help (r = .02). With respect to the usage of complementary treatments, we found significant age dependent differences: Usage of homeopathy and osteopathy decreased with increasing age, while physiotherapy was of higher relevance for elderly as compared to younger individuals. Also the utilization of acupuncture showed significant age-dependent differences, albeit no linear associations. For all other investigated complementary treatments there were no significant differences with respect to age categories. Thus, one can not globally argue that complementary medicine is of minor relevance for elderly. A more differentiated view is needed, particularly because some of these treatments may have very specific indications.

Literatur

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Arndt Büssing

Zentrum für Integrative Medizin

Universität Witten Herdecke

Gerhard-Kienle-Weg 4

58313 Herdecke

eMail: arndt.buessing@uni-wh.de

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