Zusammenfassung
1810 – vor genau 200 Jahren – erschien die 1. Auflage von Hahnemanns Organon. Das
Buch gehört noch immer fest zum homöopathischen Lehrplan. In den letzten Jahrzehnten
hat sich unser Blick auf das Organon allerdings verändert. Durch neuere medizinhistorische
Arbeiten haben viele althergebrachte Interpretationen ihre Gültigkeit verloren.
Summary
1810 – exactly 200 years ago – the first edition of Hahnemann's Organon appeared.
The book still belongs firmly to the homeopathic curriculum. In recent years, our
view of the Organon, however, changed. Due to recent historical works many traditional
interpretations have lost their validity.
Schlüsselwörter
Hahnemann - Organon 200 Jahre - Medizingeschichte
Keywords
Hahnemann - Organon 200 years - history of medicine
Anmerkungen
01 Eine der wenigen Ausnahme bilden die Arbeiten Rudolf Tischners, der der Homöopathie
skeptisch-wohlwollend gegenüberstand. Tischner verzichtete auf jegliche Hagiographie
und interpretierte Hahnemanns Werk in der Regel korrekt [17], [18].
02 Das Originalmanuskript wurde inzwischen unter www.library.ucsf.edu/collections/homeopathy digitalisiert und ist nun komfortabel einsehbar.
03 Vgl. exemplarisch Busche 2008 [1], Genneper 1991 [2], Hickmann 1996 [13] und Heinz 2008 [12].
04 Wischner 1996 [19]. Vgl. dazu auch Hahnemann 2003 [10], S. XXIII.
05 Siehe die schöne Auflage Hahnemann 1976 [5]. Nebenbei bemerkt: Man erkennt schon beim flüchtigen Überfliegen, dass in der 2. Auflage
weder alle handschriftlichen Änderungen übernommen noch alle in der 2. Auflage tatsächlich
geänderten Passagen im Manuskript gekennzeichnet wurden.
06 Vgl. zu dieser Problematik Lucae 2009 [15].
07 Vgl. Hahnemanns Brief an Stapf aus dem Jahr 1827: „Sie haben nun das Räthsel aufgelöst
vor sich, warum weder Nux, noch Puls., noch Ign. u. s. w. helfen will und helfen kann,
während doch das homöopathische Prinzip feststeht. […] Seyn Sie also billig und thun
sie mit Ihren Antipsoricis, was sie können […], da Sie doch nur unter 6, 8 Mitteln
zu wählen haben und nicht aus dem ganzen Reiche der Arzneimittel.” [3]/II, S. 159.
08 Aus taktischen Gründen wies Hahnemann bereits 1810 in der 1. Organon-Auflage in § 137
darauf hin, dass dieser Fall „selten” sei – und das zu einem Zeitpunkt, in dem die damals veröffentlichte Arzneimittellehre
(FVMP) gerade einmal 27 Mittel enthielt.
09 Dieser Paragraf wurde von Hahnemann erst ab der 4. Auflage eingefügt.
10 CK, S. 128.
Literaturverzeichnis
- 01 Busche J. Ein homöopathisches Patientennetzwerk im Herzogtum Anhalt-Bernburg. Die
Familie von Kersten und ihr Umfeld in den Jahren 1831–35. Stuttgart: Haug; 2008
- 02 Genneper T. Als Patient bei Samuel Hahnemann. Die Behandlung Friedrich Wiecks in
den Jahren 1815/1816. Heidelberg: Haug; 1991
- 03 Haehl R. Samuel Hahnemann. Sein Leben und Schaffen auf Grund neu aufgefundener
Akten, Urkunden, Briefe, Krankenberichte und unter Benützung der gesammten in- und
ausländischen Literatur. Unter Mitwirkung von Karl Schmidt-Buhl. Band I und II. Leipzig;
1922. Nachdruck Dreieich 1988
- 04 Hahnemann S. Organon der Heilkunst. Nach der handschriftl. Neubearb. Hahnemanns
für d. 6. Aufl. hrsg. u. mit Vorw. vers. von Richard Haehl. Leipzig: Schwabe; 1921
- 05 Hahnemann S. Organon der rationellen Heilkunde. Faksimile-Ausgabe der 1. Auflage,
erschienen 1810, mit den handschriftlichen Änderungen des Verfassers zur 2. Auflage.
Stuttgart: Homoion; 1976
- 06 Hahnemann S. Organon der Heilkunst. Textkritische Ausgabe der von Samuel Hahnemann
für die sechste Auflage vorgesehenen Fassung. Bearbeitet, herausgegeben und mit einem
Vorwort versehen von Josef M. Schmidt. Heidelberg: Haug; 1992
- 07 Hahnemann S. Organon der Heilkunst. Standardausgabe der sechsten Auflage. Auf der
Grundlage der 1992 vom Herausgeber bearbeiteten textkritischen Ausgabe des Manuskriptes
Hahnemanns (1842) hrsg. von Josef M. Schmidt. 2. Aufl. Heidelberg: Haug; 1999
- 08 Hahnemann S. Gesammelte kleine Schriften. Herausgegeben von Josef M. Schmidt und
Daniel Kaiser. Heidelberg: Haug; 2001
- 09 Hahnemann S. Organon-Synopse. Die 6 Auflagen von 1810–1842 im Überblick. Bearbeitet
und herausgegeben von Bernhard Luft und Matthias Wischner. Heidelberg: Haug; 2001
- 10 Hahnemann S. Organon der Heilkunst. Aude sapere. Neufassung der sechsten Auflage
mit Systematik und Glossar. Von Josef M. Schmidt. München: Elsevier; 2003
- 11 Hahnemann S. Die chronischen Krankheiten. Theoretische Grundlagen. Mit allen Änderungen
von der 1. Auflage (1828) zur 2. Auflage (1835) auf einen Blick. Bearbeitet von Matthias
Wischner. 3. Aufl. Stuttgart: Haug; 2006
- 12 Heinz I. Prinzessin Luise von Preußen (1799–1882) als Patientin Hahnemanns in den
Jahren 1829–1835 [med. Dissertation]. Mainz; 2008. [im Druck]
- 13 Hickmann R. Das psorische Leiden der Antonie Volkmann. Edition und Kommentar einer
Krankengeschichte aus Hahnemanns Krankenjournalen von 1819–1831. Heidelberg: Haug;
1996
- 14 Jütte R, Hrsg. Samuel Hahnemann: Die Krankenjournale. Heidelberg: Haug; 1991-2009
- 15
Lucae C.
Was ist das zu Heilende? Von der Homöopathie zur „Analogopathie”.
ZKH.
2009;
53
9-15
- 16 Schreiber K. Samuel Hahnemann in Leipzig. Die Entwicklung der Homöopathie zwischen
1811 bis 1821: Förderer, Gegner und Patienten. Stuttgart: Haug; 2002
- 17 Tischner R. Geschichte der Homöopathie. Teil 1–4. Leipzig: Schwabe; 1932-1939
- 18 Tischner R. Das Werden der Homöopathie. Geschichte der Homöopathie vom Altertum
bis zur neuesten Zeit. Neuauflage der Ausgabe von 1950. Mit einem Nachtrag von Prof.
Dr. phil. Robert Jütte, gesetzt und redigiert von Dr. med. vet. Achim Schütte. Stuttgart:
Sonntag; 2001
- 19
Wischner M.
Wollte Hahnemann die Einleitung zur sechsten Auflage des „Organon” kürzen?.
ZKH.
1996;
40
153-159
- 20 Wischner M. Fortschritt oder Sackgasse? Die Konzeption der Homöopathie in Samuel
Hahnemanns Spätwerk (1824–1842). Essen: KVC; 2000
- 21 Wischner M. Organon-Kommentar. Eine Einführung in Samuel Hahnemanns Organon der
Heilkunst. Mit einem Glossar zeitgenössischer Begriffe. Essen: KVC; 2001
Dr. med. Matthias Wischner
Hempbarg 26
21680 Stade
Email: matthiaswischner@gmx.de