Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2009; 44(10): 670-679
DOI: 10.1055/s-0029-1242436
Fachwissen
Topthema: Interventionelle Radiologie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Radiologisch interventionelle Therapie von Lebertumoren

Minimally invasive tumor ablation in the liverChristian Wybranski, Konrad Mohnike, Jens Ricke
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Publication Date:
15 October 2009 (online)

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Zusammenfassung

Bildgeführte, minimal–invasive lokale und lokoregionäre Ablationstechniken, wie Radiofrequenz (RFA), interstitielle Brachytherapie, transarterielle Chemoembolisation (TACE) und selektive interne Radiotherapie (SIRT) mit 90Yttrium (90Y) Mikrosphären ermöglichen die Zerstörung großer Tumorzellverbände in der Leber bei akzeptabler Toxizität. Für eine sichere Durchführung der Therapien ist eine enge Zusammenarbeit zwischen dem interventionellen Radiologen und Anästhesisten unerlässlich.

Abstract

Image guided minimally invasive local and locoregional tumor ablation techniques like radiofrequency ablation, interstitial brachytherapy, transarterial chemoembolization (TACE) and selective internal radiotherapy (SIRT) with 90Yttrium (90Y) microspheres have been established as valuable amendments in oncologic therapy concepts. These techniques allow the destruction of extensive liver tumors with an acceptable toxicity profile. Necessity for a safe performance of these procedures is a close collaboration between interventional radiologist and anesthetist.

Kernaussagen

  • Die Effektivität bildgeführter, interstitieller und endovaskulärer Eingriffe in der Behandlung primärer und sekundärer Lebertumoren sind für sich und in Kombination mit chirurgischen und systemischen Ansätzen durch eine Vielzahl klinischer Studien gesichert.

  • Lokale Ablationstechniken wie RFA und interstitielle Brachytherapie werden bei umschriebenem Tumorwachstum eingesetzt.

  • Für eine vollständige Ablation mittels Radiofrequenz ist die gleichmäßige Erwärmung im Zielgebiet Voraussetzung. Perfusionsbedingte Kühleffekte können insbesondere bei größeren Tumoren die Ablation erschweren und Rezidive generieren.

  • Im Gegensatz zur RFA bestehen für die interstitielle Brachytherapie keine Einschränkungen hinsichtlich maximaler Tumorgröße und Tumorlokalisation.

  • Endovaskuläre Therapien, wie TACE oder SIRT kommen bei multifokal lokalisierten hypervaskularisierten Tumoren zum Einsatz.

  • Die TACE ist derzeit Therapiestandard beim inoperablen HCC sowie zur Palliation des Karzinoidsyndroms bei neuroendokrinen Lebermetastasen. Die Effektivität der Methode ist limitiert bei hypovaskularisierten Lebermetastasen.

  • Die SIRT hat das Potenzial zum neuen Therapiestandard bei inoperablen hyper– und hypoperfundierten Lebertumoren. Da auch Anteile der nicht tumortragenden Leber eine partielle Strahlenexposition erfahren, ist prätherapeutisch eine adäquate Leberfunktion zu beachten.

  • Die Aufgabe des Anästhesisten bei den interstitiellen und endovaskulären Verfahren ist die Analgosedierung des Patienten und das Monitoring der Vitalparameter. Insbesondere bei den interstitiellen Ablationen ist die Analgosedierung so zu steuern, dass der Patient ansprechbar bleibt und Atemkommandos folgen kann.

Literaturverzeichnis

Christian Wybranski
Konrad Mohnike
Prof. Dr. med. Jens Ricke

Email: christian.wybranski@med.ovgu.de

Email: jens.ricke@med.ovgu.de