Z Gastroenterol 2009; 47 - PP5
DOI: 10.1055/s-0029-1242215

PROST – Pancreatitis during Oktoberfest Study. Erste Ergebnisse einer epidemiologischen Studie zur akuten Pankreatitis im Großraum München vor, während und nach dem Oktoberfest 2008

V Phillip 1, F Hagemes 1, S Lorenz 1, U Mattheis 1, S Preinfalk 1, T Schuster 2, B Saugel 1, F Lippl 1, A Wahlländer 4, RM Schmid 1, W Huber 1
  • 1Medizinische Klinik, Klinikum rechts der Isar, TU München
  • 2Institut für medizinische Statistik und Epidemiologie, Klinikum rechts der Isar, TU München
  • 3Medizinische Klinik, Klinikum Innenstadt, LMU München
  • 4Abteilung für Gastroenterologie, Krankenhaus Agatharied, Hausham

Hintergrund: Die akute Pankreatitis (AP) ist ein potentiell tödliches Krankheitsbild. Inzidenz und Ätiologie zeigen eine erhebliche geographische Variabilität. Epidemiologische Daten für Deutschland stützen sich vor allem auf Daten aus den Jahren 1988 bis 1995: Inzidenz 19,7/100.000/Jahr; Anteil alkoholtoxischer AP (AAP) 40%. Weltweit sind Gallensteine und Alkohol die häufigsten Ursachen (70–90%); Anteil der AAP abhängig vom Alkoholkonsum der untersuchten Population schwankt (6% bis 79%). Ziel unserer Studie war, aktuelle epidemiologische Daten zur AP zu erheben. Da es während des Oktoberfestes zu einem zeitlich und regional limitierten Anstieg des Alkoholkonsums kommt, sollte zudem geklärt werden, ob es während des Oktoberfestes zu einer Zunahme der AAP kommt. Methode: Alle im Großraum München mit AP aufgenommenen Patienten wurden an das PROST-Studienzentrum (2 Ärzte, 4 Doktoranden) gemeldet und von diesen visitiert. Erhebungszeitraum: Oktoberfest 2008 und zwei folgende Tage; Vergleichszeitraum: zwei gleiche 18-Tage-Intervalle unmittelbar davor und danach. Beobachtungsraum: Stadt und Landkreis München mit angrenzenden Landkreisen (2,97 Mio. Einwohner). Teilnahme: 27 von 31 Krankenhäusern mit 95% der Akutbetten. Inzidenz-Kontrolle mittels Screening über klinische Chemie und DRG-System. Ergebnisse: Gesamt-Inziden: 190 AP-Fällen in 54 Tagen bzw. 43,2 Fällen/100.000 Einwohner/Jahr. Geschlechterverteilung m/w 1,8/1. Alter: 55,0±17,0 Jahre (Median 52,0). Ätiologie: 34,2% biliär, 29,5% äthyltoxisch, 3,2% post-ERCP, 3,7% medikamentös; 15,3% unklar. Die AAP war signifikant mit dem männlichen Geschlecht und dem jüngeren Alter assoziiert. Die biliäre AP war mit höherem Alter assoziiert. Geschlechtsspezifische ROC-Analyse: bei Frauen über 72,5 Jahren kann mit einer Spezifität von 90% und einer Sensitivität von 76,9% von einer biliären Genese ausgegangen werden. Die Oktoberfestzeit führte zu keiner signifikanten Änderung des Anteils an AAP gegenüber dem Vergleichszeitraum.