Z Gastroenterol 2009; 47 - P410
DOI: 10.1055/s-0029-1241655

Präsidentenposter: Einsatz des oralen Eisenchelators Deferasirox bei Patienten mit HFE-assoziierter hereditärer Hämochromatose: Ergebnisse einer laufenden Phase I/II open-label, dose-escalation Studie

C Niederau 1 O Leismann 2, Team der Novartis-Studie 2202
  • 1Katholische Kliniken Oberhausen, Oberhausen, Germany
  • 2Novartis Pharma GmbH, Nürnberg, Germany

Hintergrund: Die hereditäre HFE-Hämochromatose (HH) kann zur Eisenüberladung mit schweren Organschäden führen. Standardtherapie ist eine Aderlassbehandlung, die die Lebenswartung normalisiert, wenn die Therapie im Frühstadium eingeleitet wird. Bei manchen Patienten bestehen aber Probleme mit der Compliance der Aderlasstherapie oder mit schlechten Venenverhältnissen. Die Alternative des parenteralen Deferoxamin ist durch Nebenwirkungen und Complianceprobleme eingeschränkt. Jetzt wurde untersucht, ob der orale Eisenchelator Deferasirox (Exjade®) bei HH zur Eisenentspeicherung führt. Zugelassen ist Deferasirox bisher nur bei sekundärer Eisenüberladung, z.B. Thalassämie und MDS.

Methodik: In der laufenden Phase I/II open-label, dose-escalation Studie wird Deferasirox (5, 10 und 15mg/kg) täglich über 24 Wochen bei Patienten mit C282Y homozygoter HH verabreicht. Einschlusskriterien sind ein Serum-Ferritin (SF) von 300–2000ng/ml, eine Transferrinsättigung ≥45% und fehlende Zeichen einer Leberzirrhose. Primäre Endpunkte sind Häufigkeit und Schwere von unerwünschten Ereignissen, also Sicherheitsdaten. Sekundäre Endpunkte sind Reduktion des SF, Zeit bis zur Normalisierung des SF (<100ng/ml) und die Pharmakokinetik des Deferasirox.

Ergebnisse: Das Enrolment ist beendet; eingeschlossen wurden 48 Patienten (32Männer, 16 Frauen), von denen 11 mit 5mg/kg Deferasirox, 15 mit 10mg/kg und 22 mit 15mg/kg über >24 Wochen behandelt wurden. Bei guter Verträglichkeit schließt sich eine 6-monatige Extensions-Studie an. Eine Reduktion des SF wurden bei allen drei Dosierungen beobachtet; eine Dosis-Eskalation auf 20mg/kg/Tag war nicht erforderlich. Schon mit 10mg/kg/Tag Deferasirox konnte eine Reduktion des SF um >400ng/ml in den ersten 24 Wochen erreicht werden, mit geringerer Dosis war die Reduktion des SF geringer, höhere Dosierungen erbrachten keine Steigerung der Wirksamkeit. Nebenwirkungen waren dosisabhängig und wichen nicht von dem bekannten Sicherheitsprofil des Deferasirox ab.

Schlussfolgerungen: Die vorläufigen Daten der laufenden Studie zeigen, dass Deferasirox in einer Tages-Dosis von 10mg/kg zur deutlichen Eisenentspeicherung bei akzeptablem Sicherheitsprofil führt. Die endgültigen Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten werden zum DGVS-Kongress vorliegen.