Z Gastroenterol 2009; 47 - P331
DOI: 10.1055/s-0029-1241579

Starke antivirale Wirkung der Kombinationstherapie (Entecavir plus Tenofovir) in Patienten mit chronischer Hepatitis B, fortgeschrittenem Leberschaden und multiplen Vortherapien

J Schollmeyer 1, M Lütgehetmann 1, T Volz 1, C Sarrazin 2, AW Lohse 1, P Buggisch 3, S Polywka 4, M Dandri 1, J Petersen 1, 3
  • 1Zentrum für Innere Medizin, I. Medizinische Klinik, UKE Hamburg, Hamburg, Germany
  • 2Medizinische Klinik I, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, Frankfurt, Germany
  • 3Institut für Interdisziplinäre Medizin, Leberzentrum Hamburg, Hamburg, Germany
  • 4Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene, UKE Hamburg, Hamburg, Germany

Einleitung: Langjährige sequentielle Mono- und Kombinationstherapien mit Nukleos(t)idanaloga haben in Patienten mit chronischer Hepatitis B Infektion (HBV) zur Selektion von multiresistenten Virusvarianten geführt. Ziele der Kohortenstudie sind Sicherheit sowie antivirale Potenz der Kombinationstherapie, bestehend aus Tenofovir (245mg) und Entecavir (1mg), zu untersuchen. Die Kombinationstherapie wurde im Sinne einer „Rescuetherapie“ in HBV mono infizierten Patienten mit schwerem Leberschaden und nur partiellem Ansprechen oder Versagen einer vorhergehenden antiviralen Therapie, bei gleichzeitiger Therapieadhärenz eingeleitet.

Methoden: Open label, multizentrische Kohortenanalyse. Virale Genotypen sowie Resistenzen wurden vor Therapieumstellung und bei Therapiedurchbruch mittels Innolipa „line probe assay“ (DR V3) und durch Sequenzierung bestimmt. Die Bestimmung der HBV-DNA (LLoD<70 IU/ml) und ALT erfolgte ab Therapieumstellung dreimonatlich.

Ergebnis: 18 Patienten (11 HBeAg positiv) mit einem medianen Alter von 48,5 Jahren, 3 Vortherapien (Range 1–6), 1,2-fach erhöhtem ALT (Range 0,4–4,1) und einer Virämie unter laufender antiviraler Therapie von 7*104 IU/ml (Range 154 IU/ml –1,2*108 IU/ml) wurden in die Kohortenstudie eingeschlossen. Die mediane Beobachtungsdauer nach Umstellung auf die Kombinationstherapie betrug 10 Monate (Range 1–18). Es zeigten sich keine klinisch signifikanten Nebenwirkungen der Kombinationstherapie. Nach der Umstellung konnte die HBV-DNA um 3,3 log (Range 1,7–7 log, p=0,0001) gesenkt werden und 13/18 Patienten wurden HBV-DNA negativ (<70 IU/ml). Parallel zur starken Suppression der Virämie kam es zu einer Reduktion der ALT auf das 0,7-fache der Norm (p=0,001). Trotz starker Unterdrückung der viralen Aktivität durch die Kombinationstherapie wurde keine HBeAg oder HBsAg Serokonversion induziert.

Zusammenfassung: Die Kombinationstherapie mit Entecavir und Tenofovir bei Patienten mit chronischer HBV, fortgeschrittener Fibrose und multiplen Vortherapien mit zum Teil komplexen Resistenzmutationen zeigt bei bislang ausgezeichneter Verträglichkeit eine hochpotente antivirale Aktivität. Mehr Daten und ein längerer follow up, auch bezüglich Sicherheit, sind notwendig, um diese Therapieoption zu beurteilen.