Einleitung: Obwohl mesenchymale Stammzellen (MSC) bereits in Phase-1- und Phase-2-Studien zur
Behandlung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED) eingesetzt werden, gibt
es bisher kaum Daten zum Mechanismus der Immunsuppression in vivo.
Ziel: Etablierung muriner CED-Modelle zur Untersuchung der MSC-Funktion in vivo.
Methodik: MSC wurden aus Knochenmark von BALB/c-Mäusen isoliert. Die Charakterisierung erfolgte
über das Oberflächen-Expressionsprofil von CD9, CD44, Sca-1, CD11b und CD45. Zudem
wurde die Fähigkeit zur Differenzierung in Adipozyten und Osteoblasten untersucht.
Die Fähigkeit der expandierten Zellen zur Suppression der Lymphozytenproliferation
wurde in vitro in der gemischten Lymphozytenreaktion (MLR) sowie nach mitogener Stimulation mit
Concavalin A bestätigt. Zur Analyse der Suppressionskapazität in vivo wurde bei BALB/c-Mäusen eine Kolitis durch die Gabe von 4% DSS (über das Trinkwasser)
induziert. Bis zu 3×106 MSC wurden entweder intraperitioneal (ip) oder intravenös (iv) appliziert. Die Zellgabe
erfolgte entweder einen Tag vor der ersten DSS-Gabe (d-1; ip: n=3; iv: n=3) oder am
4. Tag nach Beginn der DSS-Gabe (d+4; ip: n=6; iv: n=3). 9 Tiere erhielten keine MSC
(DSS-Kontrolle, DK) und 9 Tiere wurden nicht behandelt (Wasser-Kontrolle, WK). Das
klinische Therapieansprechen wurde täglich evaluiert und mit einem murinen CED-Score
(0–4) bewertet.
Ergebnisse: Murine MSC sind durch den Phänotyp CD9+CD44+Sca-1+CD11b-CD45- charakterisiert. Sie
sind zur Adipo- und Osteogenese fähig. In vitro haben sie sowohl in der MLR als auch nach Mitogen-Stimulation suppressive Eigenschaften. In vivo zeigen sowohl ip- (d+4: p<0,05) als auch iv-verabreichte MSC eine Reduktion des
murinen CED-Scores (DK: Median 3,3 (Spannweite 2,0–4,0); d+4 MSC ip: Median 1,0 (0,0–3,3);
d+4 MSC iv: Median 1,7 (1,0–2,3); d-1 MSC ip: Median 3,0 (0,7–3,0); d-1 MSC iv: Median
2,0 (1,0–4,0); WK: Median 0,2 (0,0–0,3)).
Schlussfolgerung: Das murine DSS-Kolitis-Modell ermöglicht eine Untersuchung der MSC-Funktion bei der
CED-Zelltherapie. Eine detaillierte Charakterisierung des in-vivo-Mechanismus (Regulation des Treg-Pools, Modulation des Zytokinprofils, etc.) findet
derzeit statt. Zudem werden weitere Modelle etabliert.