Z Gastroenterol 2009; 47 - V25
DOI: 10.1055/s-0029-1241242

Wiederbeginn der oralen Ernährung bei milder akuter Pankreatitis – Ergebnisse einer multizentrischen offen randomisierten Studie

N Teich 1, 2, 3, A Aghdassi 4, J Fischer 5, B Walz 6, K Caca 6, T Wallochny 7, A von Aretin 7, G von Boyen 8, S Göpel 9, J Ockenga 10, A Leodolter 11, J Rüddel 12, E Weber 4, J Mayerle 4, MM Lerch 4, J Mössner 5, I Schiefke 2, 3, 13
  • 1Internistische Gemeinschaftspraxis für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, Leipzig, Germany
  • 2Praxisverbund für die Klinische Forschung, Leipzig, Germany
  • 3Klinikum St. Georg gGmbH, 2. Klinik für Innere Medizin, Leipzig, Germany
  • 4Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Department of Gastroenterology, Endocrinology and Nutrition, Greifswald, Germany
  • 5Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
  • 6Klinikum Ludwigsburg, Medizinische Klinik I, Ludwigsburg, Germany
  • 7St. Elisabeth-Krankenhaus, Leipzig, Germany
  • 8Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Innere Medizin I, Ulm, Germany
  • 9Universitätsklinik Tübingen, Gastroenterologie, Tübingen, Germany
  • 10Klinikum Bremen Mitte, Medizinische Klinik II, Bremen, Germany
  • 11Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus, Medizinische Klinik, Siegen, Germany
  • 12Friedrich-Schiller-Universität Jena, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie, Jena, Germany
  • 13Zentrum für Gastroenterologie und Hepatologie, Markkleeberg, Germany

Einleitung: Der optimale Zeitpunkt des Beginns der oralen Ernährung bei milder akuter Pankreatitis ist unklar. Die „ESPEN guidelines on nutrition in acute pancreatitis“ empfahlen, dass erst nach Schmerzfreiheit und normalisierten pankreatischen Serumenzymen die orale Ernährung begonnen werden sollte.

Ziele: Wir verglichen zwei Vorgehensweisen zum Wiederbeginn der oralen Ernährung bei milder akuter Pankreatitis. Die erste Nahrungsaufnahme erfolgte protokollgemäß

  • zum Zeitpunkt des Patientenwunsches (Gruppe WUN) –versus

  • nach Absinken der Lipase unterhalb des doppelten oberen Normbereichs (Gruppe LIP).

Methodik: Die Diagnose akute Pankreatitis wurde gestellt, wenn akute Oberbauchschmerzen, >3fach erhöhte Lipase und ein peripankreatisches Ödem bestanden. Stringente Ausschluss- und Abbruchkriterien führten zum Ausschluss von Patienten mit schwerer akuter Pankreatitis. Die Randomisierung erfolgte dezentral per Los. Primäre Endpunkte waren die Schmerzen nach der ersten Nahrungszufuhr und die Krankenhausverweildauer. Die Auswertung erfolgte intention to treat.

Ergebnisse: Es wurden 143 Patienten (median: 45 Jahre, IQR 36–56) in die Gruppen LIP (n=74) und WUN (n=69) randomisiert. In 45% lag eine alkoholische und in 30% eine akute biliäre Pankreatitis vor, in 25% bestanden andere oder unbekannte Ursachen. Bis zum ersten Essen vergingen in der WUN-Gruppe im Median 2 Tage (IQR 1–3) vs. 3 Tagen in der LIP-Gruppe (IQR 2–4) (p<0,005). Am Tag 0 bestand nach dem ersten Essen eine delta-VAS (VAS=100mm visuelle Analogskala) von 3,1mm (±11,5mm) in der WUN- und 2,8mm (±16,4) in der LIP-Gruppe gegenüber den vor dem ersten Essen gemessenen Werten (p>0,5). Die Krankenhausverweildauer war nicht signifikant verschieden.

Schlussfolgerungen: Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Normalisierung der Lipase keine Voraussetzung zum Wiederbeginn der oralen Ernährung bei leichter akuter Pankreatitis ist. Der Patientenwunsch kann möglicherweise eine wichtigere Rolle zur Festlegung des Zeitpunktes des Wiederbeginns der oralen Nahrungsaufnahme bei milder akuter Pankreatitis spielen.