Suchttherapie 2009; 10 - S923
DOI: 10.1055/s-0029-1240420

Suchtmedizin in Europa

N Frost 1, A Pirona 1
  • 1Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht - EBDD, Lissabon, Portugal

Die Behandlungslandschaft suchtkranker Patienten in der Europäischen Union zeigt starke Heterogenität; auch innerhalb nationaler Grenzen existieren Gefälle in der Versorgung z.B. zwischen ländlichen und urbanen Regionen. Je nach politischer Architektur der Staatsgefüge und regionaler gesundheitspolitischer Autonomie, gibt es weitere Vielfalt im Interventions-spektrum. Komplex verwoben sind auch die Behandlungsakteure, Gesundheitseinrichtungen und berufsständische Körperschaften, historisch gewachsen in den nationalen Politik- und Kulturtraditionen. Der Beitrag stellt ausgewählte Aspekte von Suchtmedizin in Europa vor. Bei dieser eingegrenzten Perspektive muss man sich jedoch im Klaren sein, dass erfolgreiche Behandlung nicht allein auf ärztliches Wirken beschränkt ist, sondern sich in einem komplexen Kontext abspielt. Ohne psychologische oder sozialarbeiterische Kompetenz oder Mitwirkung von Betroffeneninitiativen würde sich suchtmedizinisches Bemühen vermutlich in der Isolation finden. Effiziente Suchthilfe-Netzwerke–das Gebot der Stunde? Betrachtet werden die Rollenverteilung der Ärzteschaft und nationale Besonderheiten in der suchtmedizinischen Aus- und Fachweiterbildung. Auch wenn Suchtgenese und Konsummuster kulturspezifischen Ausprägungen unterliegen, spricht die universelle organische Manifestation des Krankheitsgeschehens für globale, evidenzbasierte Behandlungskonzepte. Dies gilt für eine Reihe anerkannter Interventionen, wie z.B. der Substitution oder dem anspruchsvollen Management der Hepatitis-C Infektion. Schließlich werden Akteure der Suchtmedizin vorgestellt sowie die Möglichkeiten der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle, eine Mittlerfunktion zwischen Politik/Bevölkerung auf der einen und den Belangen von Suchtmedizin auf der anderen Seite im Sinne von Wissenstransfer zu spielen. Eine der Suchtmedizin gewidmete Internetseite wird im Konzept vorgestellt und ab Ende 2009 von der EBDD im Internet zugänglich gemacht.