Zeitschrift für Phytotherapie 2009; 30 - P29
DOI: 10.1055/s-0029-1239914

Orchideen als Arzneipflanzen: Ein Querschnitt durch ausgewählte medizinische und botanisch-pharmazeutische Literatur des 19. Jahrhunderts

C Neumann 1
  • 1Diplom Biologin, Berlin

Orchideen bilden im Pflanzenreich mit Abstand die größte Familie mit bis zu 30000 Arten in etwa 800 Gattungen. Ihre medizinische Anwendung hat eine lange Tradition. In Europa sind seit der Antike in allen Jahrhunderten Orchideen als Arzneipflanzen in der einschlägigen Literatur vertreten.

In der vorliegenden Arbeit wird der Einsatz der Orchideen in der Heilkunde anhand eines Querschnitts durch die medizinische und pharmazeutisch-botanische Literatur des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum ausgewertet. Im betreffenden Jahrhundert ist die Heilpflanzenkunde geprägt durch neu entdeckte Verfahren, die wirksamen Bestandteile von Arzneipflanzen zu extrahieren und zu analysieren. Interessanterweise sind jedoch trotz zunehmender Verwissenschaftlichung der Heilpflanzenkunde, noch immer Einflüsse vorangegangener Jahrhunderte zu finden, wie beispielsweise Anwendungen nach den Prinzipien der Signaturlehre.

Die aufgeführten Arten an Arzneiorchideen lassen sich in 3 Gruppen aufteilen. Erstens die Salep liefernden europäischen Orchideenarten, wie beispielsweise Orchis maculata, O. morio oder O. militaris. Diese wurden vorwiegend als Antitussivum, pädiatrisch bei Darmkatharren und vor allem als Aphrodisiakum eingesetzt. Zweitens die Vanille-Orchideen (z.B. Vanilla planifolia, V. pompona) die ebenfalls als aphrodisierend beschrieben werden aber auch als Emmenagogum Einsatz fanden. Zuletzt bleibt noch eine heterogene Gruppe mit den verbleibenden Orchideen. Hierunter fallen auch Brachystele unilateralis und Dendrobium crumenatum. Letzteres wird als Mittel gegen Epilepsie und Nervenschwäche aufgeführt.