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DOI: 10.1055/s-0029-1239906
Wirkmechanismen von STW 5 am oberen und unteren Gastrointestinaltrakt
Wirksamkeit und Wirkmechanismen von STW 5 (Iberogast®) bei funktionellen gastrointestinalen Erkrankungen sind in einer Reihe von klinischen Studien gezeigt worden [1–3]. Zudem haben zahlreiche weitere Studien ein umfassendes Wirkprofil von STW 5, insbesondere am Magen, gezeigt. Unser Interesse galt daher der Entdeckung neuer Wirkmechanismen auch in anderen Regionen des Magen-Darm-Traktes.
An Mukosa-/Submukosapräparaten des humanen Kolons und der humanen Epithelzelllinie T84 wurde die Wirkung von STW 5 auf die sekretorische Aktivität in der Ussingkammer untersucht. Präparate des humanen Kolons (myenterische und Muskel-Präparate) und Präparate des unteren Ösophagussphinkters, des Ösophagus, des gastric sling muscle und des Pylorus des Meerschweinchens wurden verwendet, um die Wirkung von STW 5 auf die mit einem Kraft-Transducer in einem konventionellen Organbad gemessene Muskelaktivität zu erfassen.
Inkubation von humanen Kolon-Präparaten mit STW 5 (128–1024µg/ml, n=8–25) erhöhte die Sekretion in der Ussingkammer signifikant und konzentrationsabhängig. Diese Wirkung wurde durch Bumetanid, MDL12330, CFTRinh172, SITS und Tetrodotoxin (TTX) inhibiert, was auf eine Aktivierung von cAMP- und Ca-abhängigen Cl-Kanälen sowie eine Aktivierung enterischer Sekretomotoneuronen hinweist. Zudem wurde die prosekretorische Wirkung durch Piroxciam teilweise gehemmt, was auf eine Beteiligung von Prostaglandinen hinweist. Die an den T84-Zellen beobachtete Erhöhung der Cl-Sekretion lässt zudem auf eine direkte stimulierende Wirkung auf das Epithel schließen.
In Untersuchungen der Muskelaktivität humaner Kolon-Präparate zeigte sich eine signifikante und konzentrationsabhängige Erhöhung des Basistonus und der phasischen Aktivität nach Inkubation mit STW 5 (128–1024µg/ml, n=6–12). Diese Wirkung war nicht TTX-sensitiv, also vermutlich myogen. Sie wurde an beiden Muskelschichten gezeigt, war aber an der Zirkulärmuskulatur deutlicher ausgeprägt.
Inkubation des unteren Ösophagussphinkters mit STW 5 (128–1024µg/ml, n=5–15) hatte einen konzentrationsabhängigen, signifikanten Anstieg des Tonus um 5–20 mN zur Folge, der von einem Anstieg des Basistonus um 10–50% begleitet war. Diese tonisierende Wirkung war TTX-insensitiv, was auf eine direkte myogene Wirkung schließen lässt. Interessanterweise hatte STW 5 am Pylorus und am Ösophagus keinen Einfluss auf Tonus oder Motilität. Die tonisierende Wirkung am unteren Ösophagussphinkter war regionenspezifisch, da STW 5 auch eine konzentrationsabhängige Wirkung am gastric sling muscle zeigte, der in direkter Nachbarschaft zum unteren Ösophagussphinkter liegt.
Fazit: Aus diesen Ergebnissen kann man schließen, dass STW 5 zur Behandlung einer ganzen Reihe von funktionellen Störungen des Magen-Darm-Traktes geeignet ist, so einer intestinalen Hyposekretion, eines hyperaktiven bzw. spastischen Darms und eines atonischen unteren Ösophagussphinkters. Dies ist besonders bei mit Motilitätsstörungen verbundenen gastrointestinalen Erkrankungen wie dem Reizdarmsyndrom (Colon irritabile) und der gastroösophagealen Refluxerkrankung von Bedeutung.
Literatur: [1] von Arnim U. Am J Gastroenterol 2007; 102: 1268–1275
[2] Schemann M. Phytomedicine 2006; 13 (Suppl. V): 90–99
[3] Pilichiewicz A. Am J Gastroenterol 2007; 102: 1–8