Zeitschrift für Phytotherapie 2009; 30 - V36
DOI: 10.1055/s-0029-1239879

Molekulare Prüfung von Wirk- und Gefahrenpotenzialen mit Zellkultur-Modellen

F Überall 1
  • 1Biozentrum Innsbruck, Österreich

Aufgrund der komplexen Zusammensetzung sind einer auf Evidenzen basierten molekularen Wirkbeschreibung von Phytopharmaka oftmals Grenzen gesetzt und eine Nutzen-Risiko-Bewertung nach Verzehr im Menschen erschwert. Moderne Messmethoden der Genomik, Nutrigenomik, Phytopharmakogenomik – kombiniert mit analytischen (MS-MS, MALDI-TOF etc.) und diagnostischen Methoden (Lab-on Chip, Biomarkerselektion, Gene Expression Profiling etc.) – ermöglichen die Etablierung neuer Strategien zur Risiko-Nutzen-Bewertung und können mithelfen, komplexe Signalverschaltungen von Naturstoffextrakten und Phytopharmaka molekular besser zu verstehen. Die multiple Nutzung etablierter In-vitro-Zellzüchtungsmodelle erlaubt einerseits die Analyse von sezernierten Peptiden und Biomarkern im Kulturüberstand, die Analyse biochemischer Parameter sowie die Analyse der Genregulation (z.B. Redox-sensitiver Gene, antimicrobial peptides etc.) und liefert so Strategien zur Nutzen-Risiko-Bewertung im menschlichen Vollblut, Plasma oder Urin. Der Referent diskutiert in seinem Beitrag die molekularen Potenziale der Phytopharmakogenomik, Nutrigenomik und Lab-on Chip Technologien ebenso wie neue Techniken der Proteomik und Exon Gene Expression Profiling Techniken zur Validierung der molekularen Wirkung von Phytopharmaka nach Verzehr. Die Bewertung bioinformatischer Verfahren zur zellfreien Risiko-Nutzen-Simulation rundet den Beitrag ab.

Die unter Zuhilfenahme der angesprochenen Techniken gewonnenen Ergebnisse können – im Sinne der Patientensicherheit – entscheidende Impulse zur Risikobewertung nach Verzehr im menschlichen Organismus geben und die Basis für eine europaweite Vereinheitlichung der Messmethoden zur Phytoarzneimittelprüfung darstellen.