Zeitschrift für Phytotherapie 2009; 30 - V29
DOI: 10.1055/s-0029-1239872

Traditionelle Heilpflanzen in Mecklenburg-Vorpommern

M Palluch 1, K Kraft 1
  • 1Stiftungslehrstuhl für Naturheilkunde, Universität Rostock

Der traditionelle Gebrauch von Heilpflanzen in verschiedenen Regionen Europas wird eher selten erforscht. Die vorliegende Untersuchung widmet sich der historischen und aktuellen Verwendung von Heilpflanzen im Norddeutschen Raum, bevorzugt der Region des heutigen Mecklenburg-Vorpommerns. In einer aktuellen Übersicht (Fukarek F, Henker H. Flora von Mecklenburg-Vorpommern. 2006) finden sich insgesamt 344 Heilpflanzen, sie diente als Grundlage für den Vergleich mit einer bisher wissenschaftlich nicht ausgewerteten Rezeptursammlung von 1579 (BESLER).

Besler verwendet insgesamt 119 Pflanzen, dabei häufig verschiedene Pflanzenteile. Bei 69 dieser Pflanzen sind 50 von der Kommission E positiv und 19 negativ bewertete Drogen bekannt, die anderen 50 Pflanzen wurden nicht bewertet. Für viele Pflanzen gibt Besler mehrere Indikationen an (3,3±2,4) (Mittelwert±SD): Jeweils 65 für den Bereich Gastroenterologika und für Niere und Urogenitaltrakt, 57 für Funktionsstörungen und Sonstiges, 44 für das Nervensystem, 40 für den HNO-Bereich, 39 für Infekte, jeweils 21 Gynäkologika bzw. Dermatika, 20 für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, 19 für Atemwegserkrankungen, 13 Onkologika und 8 Stoffwechselmittel und Diaphoretika. Hierbei werden häufig andere pflanzliche Drogen als bei der Kommission E gelistet verwendet.

Besler erwähnt 72 Rezepturbestandteile, die entweder aus exotischen (Heil-)Pflanzen gewonnen oder heute als Nahrungsmittel verwendet werden. Von den 59 bei Fukarek & Henker genannten giftigen Heilpflanzen finden sich nur 4 bei Besler.

Die Rezeptursammlung bietet vielfältige neue Anregungen hinsichtlich des Einsatzes von lokalen Heilpflanzen in der Region des heutigen Mecklenburg-Vorpommerns und kann als Beleg für den traditionellen Gebrauch herangezogen werden.