Gesundheitswesen 2009; 71 - A270
DOI: 10.1055/s-0029-1239320

Entwicklung eines Ressourcenkonzeptes zur Bewegungs- und Autonomieförderung von Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen, Implikationen für die Praxis

S Kalinowski 1, A Kuhlmey 1, D Dräger 1
  • 1Charité Centrum für Human und Gesundheitswissenschaften, Institut für Medizinische Soziologie, Graduiertenkolleg, Charité – Universitätsmedizin Berlin

Hintergrund/Ziele/Forschungsfrage: Mehrfacherkrankungen im Alter führen häufig zur Beeinträchtigung situationsbezogener motorischer Funktionen in alltagsrelevanten Situationen (sog. Bewegungshandlungen), welche eine Grundvoraussetzung für die Autonomie des Einzelnen darstellen. Bei einer lückenhaften Heimversorgung, wie etwa durch mangelnde Kompensation beeinträchtigter motorischer Funktionen und ungenügender Förderung von Bewegung, kann ein Autonomieverlust von HeimbewohnerInnen nicht verhindert werden.

Das Forschungsvorhaben beschäftigt sich mit der zentralen Frage, welche Ressourcen, die im Hinblick auf Bewegungshandlungen bedeutsam sind, bei gegebener Versorgungssituation der Erhaltung und Förderung der Autonomie von HeimbewohnerInnen dienen können. Die Studie ergänzt als eigenständiger Teil das Projekt Pain and Autonomy in the Nursing Home (PAiN) im Forschungsverbund Autonomie trotz Multimorbidität im Alter (AMA).

Ziel der Untersuchung ist eine umfassende Charakterisierung der für die Bewegung relevanten Ressourcen im Setting Pflegeheim. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen die Grundlage für das übergeordnete Forschungsziel bilden: Die Entwicklung eines ganzheitlichen Ressourcenkonzeptes zur Bewegungs- und Autonomieförderung mit Handlungsempfehlungen für die Praxis pflegerischer und therapeutischer Interventionen sowie für strukturelle Maßnahmen in der sozialen/räumlich-technischen Umwelt.

Methodik:

Für die Studie werden die Daten der repräsentativen Querschnittserhebung des Projektes PAiN genutzt. Im Rahmen dieser Datenerhebung werden unter etwa 1.000 Heimbewohnern im Raum Berlin/Brandenburg in statistisch zufällig ausgewählten Pflegeheimen individuelle und umweltbezogene Einflussfaktoren auf Bewegungshandlungen und Autonomie sowie Auswirkungen von Schmerzgeschehen und multiplen Gesundheitsstörungen mittels mündlicher Befragung und entsprechender psychologischer Assessments quantitativ erfasst. Zur Bewertung situationsbezogener motorischer Funktionsfähigkeiten werden spezifische Performance-Testverfahren eingesetzt. Die Dokumentenanalyse der Pflegeakten befragter Bewohner sowie ein Erhebungsbogen über institutionelle Rahmenbedingungen liefern zusätzliche Daten.

Ergebnisse:

Als Resultat wird neben einer detaillierten Kennzeichnung der für die Bewegung grundlegenden Ressourcen eine Ressourcen-Konzeption zur Bewegungs- und Autonomieförderung von PflegeheimbewohnerInnen erwartet. Das Poster soll untersuchte Zusammenhänge und erste Ergebnisse analysierter Ressourcen präsentieren. Der Pretest zur Studie ist abgeschlossen, die Primärdatenerhebung beginnt im Frühjahr 2009.

Diskussion:

Die Konzeption soll die Grundlage für sich anschließende Interventionsforschungsprojekte sowie die Praxis ressourcenorientierter Bewegungsförderung bilden.