Gesundheitswesen 2009; 71 - A171
DOI: 10.1055/s-0029-1239221

Implementierung von partizipativer Kommunikation und Entscheidungsfindung in der medizinischen Rehabilitation

M Körner 1, H Ehrhardt 1, A Steger 1
  • 1Abteilung für Medizinische Soziologie, Universität Freiburg

Ein hohes Maß an Patientenorientierung wird in Einrichtungen der Gesundheitsversorgung zunehmend als ein essentielles Qualitätsmerkmal betrachtet. In diesem Zusammenhang gewinnt auch die Beteiligung der Patienten bei der Entscheidung bezüglich ihrer Behandlung an Bedeutung. Um dem Wunsch der Patienten, stärker an Entscheidungen bezüglich Ihrer Behandlung zu partizipieren, gerecht zu werden, muss ein spezifisches Kommunikationsverhalten praktiziert werden. Um dieses Kommunikationsverhalten bei den Behandlern in der Rehabilitationsklinik zu implementieren und darüber hinaus klinikintern eine entsprechende Kommunikations- und Partizipationskultur unter den Mitarbeitern zu etablieren, wurde ein Trainingsprogramm entwickelt, welches sich auf partizipative Kommunikation und Entscheidungsfindung im interprofessionellen Kontext bezieht.

Das Trainingsprogramm basiert auf einem bereits bestehenden Training der partizipativen Entscheidungsfindung (Bieber et al., 2007) sowie auf den Ergebnissen einer Pilotstudie (vier Fokusgruppen zu den Bedürfnissen und Präferenzen der Patienten und eine Delphi-Befragung von Führungskräften aus unterschiedlichen Berufsgruppen). Die Schulungsdauer beläuft sich auf zwei Halbtage. Inhaltlich wird es aus den folgenden zwei Modulen bestehen:

(1) Externe Kommunikation und Entscheidungsfindung (Behandler-Patient-Interaktion)

(2) Interne Kommunikation und Entscheidungsfindung (Interaktionen zwischen Behandlern im Reha-Team/in der Organisation).

Die Innovationen des Trainingsprogramms sind:

  • Die Berücksichtigung von Kommunikation und Partizipation auf verschiedenen Ebenen bzw. in verschiedenen Kontexten der Rehabilitationseinrichtung (Organisation, Arbeitsbereich/Abteilung, Team, Behandlungskontext)

  • Bezug auf ein breites Spektrum von Entscheidungssituationen (medizinische, bio-psycho-soziale, organisationsbezogene Entscheidungen)

  • Interprofessionelles Trainingskonzept (alle Berufsgruppen des Behandlungsteam)

  • Multiplikatoren-Ansatz (Führungskräfte werden als Multiplikatoren ausgebildet)

Durch die Vorgehensweise (Top-down Strategie) der Implementierung der partizipativen Kommunikation und Entscheidungsfindung sollen die Akzeptanz sowie die Umsetzung des neuen Kommunikationsverhaltens auf den verschiedenen Ebenen der Organisation erreicht werden. Die Implementierung des Trainings wird in einer derzeit laufenden cluster-randomisierten multizentrischen Interventionsstudie mit drei Erhebungszeitpunkten mittels Fragebogenerhebung und standardisierter Beobachtung evaluiert.

Literatur: Bieber, C., Loh, A., Ringel, N., Eich, W., Härter, M. (2007). Patientenbeteiligung bei medizinischen Entscheidungen. Manual zur Partizipativen Entscheidungsfindung (Shared Decision-Making). Freiburg: Sektion Klinische Epidemiologie und Versorgungsforschung Universitätsklinik Freiburg.