Gesundheitswesen 2009; 71 - A143
DOI: 10.1055/s-0029-1239193

Kommunale Steuerungsmöglichkeiten in der Suchtkrankenhilfe am Beispiel des Ennepe-Ruhr-Kreises

K Kügler 1, H Boschek 1
  • 1Fachbereich Soziales und Gesundheit/Ennepe-Ruhr-Kreis, Gesundheits- und Sozialplanung, Schwelm

Einleitung/Hintergrund: Kommunale Drogen- und Suchtberatungsstellen haben als vorrangige Aufgaben die Hilfe für Suchtkranke und ihre Angehörigen (Krisenintervention, Stabilisierung), die Durchführung von Integrationsmaßnahmen (z.B. in den Arbeitsmarkt), die Förderung von Abstinenz und die Unterstützung von Präventionsmaßnahmen. Die Frage nach der Wirkung der Arbeit umfasst die Reichweite der Angebote (Abdeckung der relevanten Abhängigkeitsformen, die Erreichbarkeit von Zielgruppen und die Effektivität der Einzelmaßnahmen). Eine konkrete Evaluation eines Beratungsstellensystems wird am Beispiel des Ennepe-Ruhr-Kreises dargestellt.

Material und Methoden: Die Dokumentationen der Drogenberatung wurden systematisch ausgewertet. Die Ergebnisse zu Fallzahlen, Beratungsaufwand, Vermittlungsquoten und Abstinenzerfolgen wurden mit bundesweiten Kennzahlen der deutschen Suchthilfestatistik verglichen. Die Leiterinnen und Leiter der Einrichtungen und deren Kooperationspartner (Jugendhilfe, Kliniken, Polizei, Schulen, sozialpsychiatrischer Dienst) wurden in strukturierten Interviews befragt, insbesondere zur Einschätzung der Arbeitsqualität und zu Schnittstellenproblemen.

Ergebnisse: Im Ennepe-Ruhr-Kreis stehen je 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner 0,52 Fachkräfte in den Beratungsstellen zur Verfügung. Die Fachleistungsstunden pro Fall differieren zwischen 7,44 und 8,82 Stunden pro Jahr. Dabei werden vorrangig Menschen mit alkoholbezogenen Störungen (46,3% bis 53,8%) beraten, darauf folgen die Klientinnen und Klienten mit opiatbezogenen Störungen (21,05% bis 28,5%) und Menschen mit Cannabiskonsum (13,1% bis 18,7%). Bei den legalen (66,6%) und den illegalen (80,6%) Suchtmitteln sind Männer häufiger betroffen. Die Daten sind mit bundesweiten Erhebungen vergleichbar. Für Präventionsprojekte werden 3–5% der Personalkapazitäten aufgewendet. Als notwendige Ergänzungen wurden eine Intensivierung der Hilfeplanung, die Verbesserung der Erfolgskontrolle und der Koordinierung der Hilfen bei Suchtkranken mit psychiatrischer Komorbidität empfohlen.

Diskussion: Für die wirkungsvolle Steuerung in der kommunalen Suchtkrankenhilfe stehen mittlerweile grundlegende Instrumente zur Verfügung. Weiterentwicklungen sind bei der Präzisierung der Dokumentation und der nachgehenden Wirkungskontrolle der Eingliederungserfolge erzielt worden. Inhaltlich stehen die Hilfen für erstauffällige Jugendliche, die berufliche Qualifizierung und Eingliederung sowie die Koordinierung der Aktivitäten zwischen Jugendhilfe und medizinischem Versorgungssystem im Vordergrund.