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DOI: 10.1055/s-0029-1239190
Wirkung des Sozialen Frühwarnsystems „Babylotse Hamburg“
Hintergrund: Zur Sicherstellung des Kindeswohls ist die frühzeitige Identifizierung von Familien mit psychosozialer Belastung im Sinne eines Frühwarnsystems und die Schaffung einer präventiven Unterstützung nach Möglichkeit von Geburt an notwendig. Dazu soll im Modellprojekt „Babylotse Hamburg“ der Zugang zu den regionalen Hilfesystemen angebahnt werden. Im Fokus stehen dabei Familien mit Kindern bis 3 Jahren, deren Lebenssituation durch hohe Belastung und Risiken gekennzeichnet sind.
Empirisch gesicherte Risikofaktoren sowie protektive Faktoren der Familie bilden den Ausgangspunkt zum Einstieg in das Babylotsenprojekt zum Zeitpunkt der Geburt. Während der Aufnahme in der Geburtsklinik wird unter Zuhilfenahme eines Risikoinventars die Indikation zur Teilnahme ermittelt. Eltern können daraufhin freiwillig ein Beratungsgespräch mit den Babylotsen führen, im Zuge dessen der Bedarf an psychosozialer Unterstützung „ausgehandelt“ wird. Die Überleitung ins Hilfesystem wird von den Babylotsen vorbereitet, mit den Eltern verbindlich verabredet und initiiert. Im anschließenden Monitoring wird die Inanspruchnahme der Hilfeleistungen geprüft und veränderten Bedarfen der Familien Rechnung getragen.
Methoden: Die wissenschaftliche Evaluation des Babylotsen Hamburg wird von 2007 bis 2010 durch die Forschungsgruppe „Kindesschutz“ des Instituts für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gewährleistet. Dazu werden Strukturanalysen, Zufriedenheitsbefragungen, Gesundheitschecks eingesetzt.
Ergebnisse: Anhand von aktuell n=185 betreuten Fällen werden die Hauptbelastungsbereiche der Familien deutlich und die sich ergebenden Unterstützungsbedarfe einer längsschnittlichen Bewertung unterzogen. Zum 1. Geburtstag des Kindes werden die Eltern zum Nutzwert des Babylotseneinsatzes befragt und randomisiert ausgewählte Familien im Kontrollgruppendesign aufgesucht, um einen Gesundheitscheck der Kinder durchzuführen. Eine Kooperation mit dem Modellprojekt STEEP ermöglicht Aussagen über die Mutter-Kind-Interaktion bei n=50 Fällen. Die parallele Strukturanalyse ermittelt die Veränderung des Hilfesystems in den Hamburger Bezirken während der 3-jährigen Projekttätigkeit der Babylotsen.
Schlussfolgerung: Das Modellprojekt am Marienkrankenhaus Hamburg befindet sich aktuell in der Hauptphase der formativen Evaluation und lässt nach 1,5 Jahren Babylotsenarbeit eine vielversprechende Prognose hinsichtlich der Wirksamkeit und Effektivität des Sozialen Frühwarnsystems für Hamburg zu.