Gesundheitswesen 2009; 71 - A137
DOI: 10.1055/s-0029-1239187

Soziale Lage und gesundheitliche Ungleichheit in Kitas – Folgen für Prävention und Gesundheitsförderung auf der Grundlage von Ergebnissen der BeGKi-Studie der BZgA

T Kliche 1, M Post 1, J Töppich 1
  • 1Medizinische Psychologie, Forschungsgruppe Versorgung und Qualität in der Prävention, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Bildungs- und gesundheitspolitische Erwartungen an Kitas sind in den letzten Jahren gestiegen, wie eine Durchsicht der Landesbildungspläne zeigt. Im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) deshalb 2007 eine bundesweite Versorgungsanalyse durchgeführt, BeGKi (Bestandserhebung Gesundheitsförderung in Kitas).

Die erste Stufe bestand – nach einer Pilotstudie mit 643 Kitas (Kliche, 2008) – aus einer repräsentativen Einrichtungsbefragung von rd. 3.000 Kitas zu gesundheitsbezogenen Struktur und Prozessmerkmalen (u.a. Ausstattung, Mitarbeiterbelastungen, Kindergesundheit, gesundheitsbezogene Informationsquellen, Alltagsaktivitäten und Projekte sowie Elternkooperation). In der zweiten Stufe wurden 120 repräsentativ ausgewählte Aktivitäten der Prävention und Gesundheitsförderung einer vertieften Analyse mit QIP („Qualität in der Prävention“) unterzogen. QIP ist ein mehrjährig von UKE und BZgA entwickeltes und auf wissenschaftliche Gütekriterien getestetes Qualitätsinformationssystem. Einer ausführlichen, strukturierten Fragebogenerhebung der Interventionsmerkmale folgt die strukturierte, kriteriengeleitete Begutachtung der Projekte und Programme durch geschulte Expert/-innen aus dem jeweiligen Arbeitsfeld. Die Einrichtungen erhalten dann als Rückmeldung die Einschätzung von 28 evidenzgestützten Qualitätsdimensionen präventiver Arbeit sowie als Benchmarks die mittleren Vergleichswerte ihres Arbeitsfeldes und als Impuls zur Qualitätsentwicklung die konkreten Verbesserungsvorschläge und Empfehlungen der Expert/-innen.

Die Ergebnisse der BeGKi-Studie zeigen einen deutlichen sozialen Gradienten auf wichtigen versorgungsrelevanten Ebenen von Prävention und Gesundheitsförderung durch Kitas: Kindergesundheit, Mitarbeiterbelastungen und Elternmotivation.

BeGKi führt damit zu Empfehlungen zur gezielten Versorgungsoptimierung in Kitas, insbesondere unter Gesichtspunkten gesundheitlicher Chancengleichheit und Kompensation von frühkindlicher Belastungslagen. Wichtige Ansätze sind (1) der Unterstützungsbedarf in ressourcenschwachen Quartieren, (2) die Potentiale des Setting-Ansatzes und insbesondere der Betrieblichen Gesundheitsförderung und einer gesundheitsgerechten Ausstattung, (3) Qualifikationen und Personalschlüssel für die Familienmotivation, (4) gut zugängliche Aufbereitungen evidenzgestützter, leicht umsetzbarer Programme, (5) praxisgerechte Formen von Fort- und Weiterbildung und eine bessere Integration gesundheitsbezogener Kompetenzen in die Ausbildung von ErzieherInnen.

Literatur: Kliche, T., et al. (2008). Prävention und Gesundheitsförderung in Kindertagesstätten. Eine Studie zu Determinanten, Verbreitung und Methoden für Kinder und Mitarbeiterinnen. Weinheim, München: Juventa