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DOI: 10.1055/s-0029-1239185
Variabilität und Stabilität des Bewältigungsverhaltens bei Frauen mit Brustkrebs
Einleitung: Anhand von Daten einer prospektiven Studie zum Mammakarzinomverlauf werden Variabilität und Stabilität des Bewältigungsverhaltens untersucht.
Methoden: Die Untersuchungsstichprobe besteht aus 256 Frauen (246 zu t1), die sich der Operation eines Mamma-CA unterziehen mussten. Kurz nach der Operation, sowie ein Jahr später, wurden teilstrukturierte Interviews durchgeführt. Die Auswertung der Interviews erfolgt standardisiert anhand des Hannoverschen Copinginventars. Der zeitliche Verlauf des Bewältigungsverhaltens wird varianzanalytisch mittels T-Test für gepaarte Stichproben untersucht.
Ergebnisse: Variabilität – vornehmlich in Richtung Optimierung der Bewältigungsstrategien – war bei den kognitiven Reaktionen, insbesondere bei „Minimierung“, „positive Einschätzung“, „Hilflosigkeit“ und „Meisterung“ stark ausgeprägt. Frauen im Stadium T1 (TNM-Klassifikation) zeigen eine zeitabhängige Variabilität in mehr kognitiven Bereichen als Erkrankte in einem fortgeschrittnen Stadium. Die Durchführung einer Chemotherapie wirkt sich auf die Variabilität diverser kognitiver Bewältigungsstrategien der Patientinnen aus. Frauen, die keine Chemotherapie erhalten hatten, zeigen keine signifikanten Variationen. Patientinnen, bei denen eine Bestrahlungstherapie notwendig war, zeigen mit einigen Ausnahmen eine Variabilität in ähnlichen Teilbereichen des Bewältigungsverhaltens wie Frauen, die nicht bestrahlt werden mussten.
Patientinnen ohne Schulabschluss oder mit Hauptschulabschluss zeigen ein variableres Copingverhalten als Frauen mit mittlerer Reife oder Abitur. Variabilität und Stabilität des Bewältigungsverhaltens lassen sich weiterhin in Abhängigkeit von der beruflichen Position, dem Vorhandensein von Kindern sowie dem Status des Zusammenlebens zeigen.
Diskussion und Schlussfolgerungen: Die Studie zeigt zum einen Stabilität in Teilbereichen des Bewältigungsverhaltens, die der emotionalen Auseinandersetzung zugeordnet werden können (Trauer etc.) – mit der einzigen Ausnahme in der Kategorie Schulbildung – und solchen, die mit Problembewältigung assoziiert sind (praktische Ressourcen etc.). Zum anderen wird Variabilität im Bereich der kognitiven Reaktionen (Minimierung etc.) erkennbar. Die Bewältigungsstrategien der Patientinnen unterliegen bei einer belastenden Herausforderung wie Chemotherapie starken Anpassungsreaktionen, die sich vor allem in zunehmender Meisterung äußern.