Gesundheitswesen 2009; 71 - A128
DOI: 10.1055/s-0029-1239178

„Gaps of trends and trends of gaps“: Zur Übertragung des Werkzeugs „Urbane gesundheitliche Chancengleichheit – Urban HEART“ des WHO-Zentrums Kobe (Japan) nach Deutschland

R Fehr 1, R Annuß 1
  • 1LIGA.NRW, Prävention und Innovation, Bielefeld

Hintergrund: Um gesundheitliche Chancengleichheit weltweit koordiniert zu analysieren und örtlich angepasste Verbesserungsmaßnahmen zu entwickeln, hat das WHO-Zentrum „Health development“ in Kobe (Japan) das Informationswerkzeug Urban HEART mit einem analytischem Teil (Assessment component) und einem Handlungsteil (Response component) entwickelt, die beide in Deutschland bisher wenig bekannt zu sein scheinen. Dieser Beitrag behandelt die grundsätzliche Anwendbarkeit des sogen. „Health Equity Monitor“ in Nordrhein-Westfalen.

Material und Methoden: Material: Verwendet wurden Angaben zur mittleren Lebenserwartung von Neugeborenen, berechnet für die 31 Kreise und 23 kreisfreien Städte von NRW 2000–2006 auf der Basis abgekürzter Sterbetafeln. Methode:„Health Equity Monitor“, insbes. Verlaufskurven mit „Equity yardstick“ (=Variationsbreite) zur Darstellung sogenannter Health differenzials. Die Berechnungen wurden gender-spezifisch und, wegen der geringen Bevölkerungszahlen in den regionalen Einheiten, auf der Basis von jeweils drei zusammengefassten Jahren (gleitender Mittelwert) vorgenommen.

Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum wuchs die Lebenserwartung für Frauen um 0,6 auf 81,4 Jahre, für Männer um 0,9 auf 75,9 Jahre. Für Männer in den kreisfreien Städten ist die Variationsbreite mit 4,4 Jahren eindeutig größer als für alle anderen Gruppen („biggest gap“); für Männer in Stadt und Land blieb sie im Untersuchungszeitraum weitgehend konstant. Für Frauen in den kreisfreien Städten nahm die Variationsbreite von 2,8 auf 3,2 Jahre zu („widening gap“), während sie für Frauen in den Landkreisen von 2,1 auf 1,7 Jahre abnahm. Die Zunahme der Variationsbreite in den Städten beruht i.w. darauf, dass der allgemeine Anstieg der Lebenserwartung in den am stärkten benachteiligten Städten ausblieb. Hier besteht somit verstärkter Untersuchungs- und Handlungsbedarf.- Der Ansatz „Health Equity Monitor“, wie hier gezeigt mit Daten zur Lebenserwartung bei Geburt, lässt sich problemlos in Nordrhein-Westfalen anwenden. Damit besteht die Möglichkeit, an den international durchgeführten Vergleichen des Urban HEART-Programmes teilzunehmen.

Diskussion: Nächste Schritte betreffen (i) zur Vervollständigung von „Proof of concept“ die Durchführung eines Akzeptanztests, und (ii) Entsprechendes für den Handlungsteil von Urban HEART.

Literatur: WHO Centre for Health Development, Kobe (Japan) (2008): Urban HEART. Health Equity Assessment & Response Tool. www.who.or.jp/urbanheart/index.html

- LIGA.NRW (2008): Indikator 3.10 (L) – Lebenserwartung nach Geschlecht, Nordrhein-Westfalen nach Verwaltungsbezirken, 3-Jahres-Mittelwerte.

www.loegd.nrw.de/gesundheitberichterstattung/gesundheitsindikatoren/0data_kreis/03/word/0301000052002.doc