Gesundheitswesen 2009; 71 - A106
DOI: 10.1055/s-0029-1239156

Alter, Geschlecht und sozio-ökonomischer Status als Determinanten von Inanspruchnahme

D Lüdecke 1, K Hofreuter-Gätgens 1, E Mnich 1
  • 1Institut für Medizin-Soziologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Einleitung: Unterstützung bei Pflegebedürftigkeit wird vorwiegend durch Familienangehörige oder nahe Bekannte im häuslichen Umfeld erbracht. Häufig stellt diese Aufgabe für die pflegenden Angehörigen sowohl physisch wie auch psychisch eine hohe Belastung dar. Dabei zeichnet sich die Tendenz ab, dass nicht nur das Alter der Pflegebedürftigen, sondern auch das der pflegenden Angehörigen steigt, die dadurch selbst vermehrt der Gefahr zu erkranken ausgesetzt sind.

Nicht nur ältere Pflegende, auch die Gruppe der Erwerbstätigen – hier insbesondere die Frauen – sind häufig mehrfach belastet, wenn es gilt, Beruf, Pflege und Familie miteinander zu vereinbaren. Die Pflege in der häuslichen Umgebung möglichst lange aufrecht zu erhalten, entspricht nicht nur dem Wunsch der meisten Gepflegten, sondern ist angesichts der enormen Kosten auch eine sozialpolitische Zielsetzung. Um dies zu ermöglichen, sind Entlastungsangebote für pflegende Angehörige von großer Bedeutung.

Methodik: Das EU-geförderte Projekt EUROFAMCARE gibt einen Überblick über die Situation pflegender Angehöriger älterer Menschen im Hinblick auf Verfügbarkeit, Bekanntheit, Inanspruchnahme und Akzeptanz von Angeboten, die zur Unterstützung und Entlastung beitragen können. In Deutschland wurden 1003 persönliche Gespräche mit pflegenden Angehörigen durchgeführt. Zur Datenerhebung diente ein standardisierter Fragebogen. Zusätzlich zur Beschreibung der Situation pflegender Angehöriger werden mithilfe multifaktorieller Analyseverfahren Faktoren identifiziert, die sich auf Unterschiede in der Pflegeorganisation und Inanspruchnahme von unterstützenden Diensten beziehen.

Ergebnisse und Diskussion: Eines der zentralen Ergebnisse der Studie ist eine insgesamt geringe Inanspruchnahme von Entlastungsangeboten für Pflegende. Sie variiert stark innerhalb der verschiedenen Gruppen pflegender Angehöriger und unterscheidet sich je nach Pflegesituation. Unterschiede der Pflegeorganisation variieren in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht und sozioökonomischen Status.

Im Rahmen dieses Vortrages soll das Inanspruchnahmeverhalten pflegender Angehöriger nach verschiedenen sozioökonomischen Faktoren analysiert werden. Dabei sollen nicht nur Angebote die sich an die Pflegenden selbst richten einbezogen werden, sondern auch solche, die sich zwar in erster Linie an die gepflegte Person richten, aber indirekt auch zu einer Entlastung der pflegenden Person beitragen können.