Gesundheitswesen 2009; 71 - A93
DOI: 10.1055/s-0029-1239143

Langzeituntersuchung zu Wissen, Einstellungen und Kompetenzen von Polizeibeamten des gehobenen Dienstes im Kontakt zu psychisch Kranken

U Sühlfleisch-Thurau 1, U Lemke 1, T Bär 1, S Herpertz 1, S Neick 1
  • 1Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Rostock

Polizeibeamte sind häufig mit psychisch Kranken konfrontiert, vor allem mit psychisch Kranken, die aggressiv, nicht krankheits- und behandlungseinsichtig sind. Sie sind jedoch nicht oder nur unzureichend für diese schwierigen Situationen ausgebildet.

Durch Training der Polizeibeamten mit einem spezifischen Programm (Schwerpunkt Psychosen, Substanzabhängigkeit, Persönlichkeitsstörungen mit aggressivem/dissozialem Verhalten) sowie interaktivem Teil (Rollenspiel, offene Diskussion mit Psychiatrieerfahrenen) können die Polizeibeamten Erfahrungen sammeln, mehr Sicherheit im Umgang mit psychisch Kranken erreichen. Zielstellung ist, durch spezifische Weiterbildung die Sicherheit und Souveränität der Polizeibeamten zu erhöhen, und dadurch Kontakte mit psychisch kranken Menschen für beide Seiten optimaler zu gestalten. Schwerpunkt sollte die Reduktion von Gewalt, die durch Missverständnisse/Unkenntnis entsteht, sein.

Die teilnehmenden Polizeibeamten in der gehobenen Beamtenlaufbahn sind Multiplikatoren und können zu einer Verbesserung des Umgangs mit psychisch Kranken in ihren Dienststellen führen.

Die Untersuchung erfolgte als randomisierte Studie, mit Clusterrandomisierung durch Klassenaufteilung (40 Probanden in der Interventions- und 40 Probanden in der Kontrollgruppe). Die Untersuchung erfolgte mittels Fragebögen, die speziell für diese Untersuchung entwickelt und validiert wurden, zu den Themenbereichen: Wissen über psychische Erkrankungen, Selbstwirksamkeit und Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen. Zusätzlich wurden die Einstellungen zu psychisch Kranken anhand des durch die Forschungsgruppe um Angermeyer et. al. validierten Fragebogen CAMI („Community Attitudes toward the mentally Ill Inventars“) ergänzt. Untersucht wurden die Probanden vor, eine Woche sowie 3 Monate nach der Intervention.

Im Vortrag werden die Ergebnisse vorgestellt und daraus resultierende Konsequenzen für die Gestaltung der Schnittstelle zwischen psychisch Kranken, der Psychiatrie und der Polizei demonstriert sowie ein Entwurf für einen evaluierten Unterricht bei Polizeibeamten vorgestellt.