Gesundheitswesen 2009; 71 - A92
DOI: 10.1055/s-0029-1239142

„Advanced Trauma Psychosocial Support“– ein standardisiertes Vorgehen zur Verbesserung der psychosozialen Versorgung von schwerverletzten Patienten

C Janßen 1, O Ommen 1, S Thüm 1, A Althaus 1, R Lefering 1, K Moser 1, H Pfaff 1
  • 1Abteilung Medizinische Soziologie, Uniklinik Köln

Einleitung: Aufbauend auf den bisherigen Studien zu psychotherapeutischen Intervention bei Unfallopfern soll ein umfassendes Konzept zur psychosozialen Versorgung von Unfallverletzten entwickelt, praktisch erprobt und evaluiert werden. Das Interventionsprogramm Advanced Trauma Psychosocial Support© (ATPS) etabliert ein standardisiertes zweistufiges Vorgehen für die psychosoziale Versorgung von Unfallopfern: Die erste Stufe umfasst ein Schulungskonzept für unfallchirurgisch tätige Ärzte mit einem allgemeinen Modul zu Basisfertigkeiten der Arzt-Patienten Kommunikation („4-habits“) und einem spezifisch für die Unfallchirurgie konzipierten Modul zur besonderen psychosozialen Situation von unfallchirurgischen Patienten („learner oriented learning“). Letzteres vermittelt dem Arzt u.a. die nötige Kompetenz, auf psychosoziale Probleme einzugehen und Patienten mit psychopathologischen Reaktionen bereits während des stationären Aufenthalts zu identifizieren. Die zweite Stufe von Advanced Trauma Psychosocial Support© (ATPS) besteht darin, diesen auffälligen Patienten eine psychotherapeutische Intervention anzubieten, die spezifisch auf die Symptomatik und Bedürfnisse von traumatisierten Patienten abgestimmt ist.

Daten und Methoden: Im Rahmen der Studie soll über einen Zeitraum von 36 Monaten ein Prä-Post Design zur Evaluierung der Wirksamkeit von ATPS© realisiert werden. Veränderungsmessungen finden sowohl durch Ärztebefragung (n=25) als auch Patientenbefragungen (n=400) statt. Zudem wird erfasst, ob sich die Fähigkeit der Ärzte zur Identifizierung auffälliger Patienten verbessert hat und ob die Durchführung einer psychotherapeutischen Intervention durch geschulte Psychotherapeuten (n=2) bei diesen Patienten eine Verbesserung der Störungsbilder zu erreichen ist.

Ergebnisse: Das Training der Unfallchirurgen findet im Juni 2009 statt, präsentiert werden sollen erste Ergebnisse der Analysen auf Ärzte-, Patienten- und Psychotherapeutenseite. Bis zur Präsentation werden ca. 200 Patienten eingeschlossen worden sein.

Schlussfolgerungen: Gemessen werden soll, ob sich das Kommunikationsverhalten der Unfallchirurgen durch das Training verbessert, welche Einflüsse ein verbessertes Kommunikationsverhalten auf die psychosoziale Versorgung der Patienten hat und ob die Ärzte psychosoziale Diagnosekompetenzen zur Identifizierung auffälliger Patienten erworben haben. Darüber hinaus werden die Effekte der psychotherapeutischen Intervention analysiert und ihre Eignung zur störungsbildspezifischen Therapie von Unfallopfern bewertet.