Gesundheitswesen 2009; 71 - A83
DOI: 10.1055/s-0029-1239133

Soziale Ressourcen und subjektive Gesundheit in Europa

A Höhne 1, E Mnich 1, O von dem Knesebeck 1
  • 1Institut für Medizin-Soziologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Fragestellung: In welchem Zusammenhang stehen soziale Ressourcen mit der subjektiven Einschätzung des eigenen Gesundheitszustandes? Es werden vier Aspekte von sozialen Ressourcen unterschieden (soziale Unterstützung, soziale Reziprozität, soziale Partizipation, soziale Netzwerkeinbindung)

Daten und Methode:

Die Datengrundlage bildet der European Social Survey 2006 (3. Welle), eine repräsentative Befragung in 23 europäischen Ländern (N=43.000).

Wir berücksichtigen in unserer Analyse vier Indikatoren, die Einzelaspekte des Konzepts soziale Ressourcen messen:

  • Soziale Unterstützung (jemanden haben, mit dem man über vertrauliche und persönliche Angelegenheiten reden kann)

  • Soziale Reziprozität (Das Gefühl für das, was man tut, die Anerkennung zu bekommen, die man verdient)

  • Soziale Partizipation (Mitgliedschaft in Vereinen, Verbänden, gemeinnützigen Organisationen; „anderen Menschen helfen“ und Mitarbeit bei Veranstaltungen im Wohngebiet)

  • Soziale Netzwerke (Treffen mit Freunden, Verwandten oder privat mit Arbeitskollegen)

Für die Indikatoren 2 bis 4 werden länderspezifische Quartile gebildet. Der Gesundheitszustand wird mithilfe der subjektiven Gesundheitseinschätzung erfasst. Als Kontrollvariablen werden Alter, Geschlecht, Bildung und Beschäftigungsstatus sowie die Haushaltsmerkmale Familienstand und Zusammenleben mit Kindern in der multivariaten Analyse (logistische Regressionsanalysen) berücksichtigt.

Ergebnisse:

Die Ergebnisse zeigen (kontrolliert für Alter, Geschlecht, sozioökonomischen Status und familiäres Umfeld), dass soziale Reziprozität in den meisten Ländern mit einer positiven Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes assoziiert ist. In etwa der Hälfte der europäischen Länder finden sich signifikante Zusammenhänge zwischen sozialer Unterstützung und sozialen Netzwerken auf der einen und der subjektiven Gesundheit auf der anderen Seite. In lediglich drei europäischen Ländern ergeben sich hypothesenkonforme positive Zusammenhänge zwischen sozialer Partizipation und subjektiver Gesundheitseinschätzung. Bei gleichzeitiger Kontrolle der vier Indikatoren verändern sich die Zusammenhänge nur geringfügig.

Diskussion:

Obgleich die sozialen Ressourcen in den meisten Ländern positiv mit Gesundheit assoziiert sind, zeigen sich länderspezifische Unterschiede in der Stärke der Zusammenhänge. Von den berücksichtigten Indikatoren scheint die soziale Reziprozität die größte Bedeutung zu haben. Die Ergebnisse zeigen, das alle 4 Indikatoren im Hinblick auf subjektive Gesundheit einen eigenständigen Erklärungsbeitrag leisten.