Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - A006
DOI: 10.1055/s-0029-1238926

Gezielte Therapie des Ovarialskarzinoms mit dreifach modifizierten, tumorabhängig replizierenden Adenoviren

GJ Bauerschmitz 1, A Hemminki 2, W Janni 1, DT Rein 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Düsseldorf, Heinrich-Heine Universität, Düsseldorf, Deutschland
  • 2Department of Oncology, Helsinki University Central Hospital, Helsinki, Finnland

Die Krebsgentherapie ist ein neuer, vielversprechender Ansatz zur Behandlung therapieresistenter Karzinome. Sie basiert auf den molekularen Unterschieden zwischen Normal- und Tumorzellen, welche für eine zielgerichtete Therapiestrategie genutzt werden. Insbesondere konditional replikative Adenoviren (CRAds) konnten in präklinischen und klinischen Studien ihre Wirksamkeit demonstrieren. Aus diesem Grund haben wir dreifach modifizierte Adenoviren kloniert, welche verschiedene Modifikationen aufweisen:

Die transkriptionale Steuerung erfolgt über den tumorspezifischen cyclooxygenase-2 (cox2) Promotor. Eine zusätzliche tumorspezifische Steuerung wird erreicht über eine E1A-Transkomplementation. Drei verschiedene Varianten des zentralen adenoviralen Replikationsregulatorgens E1A wurden verwendet: Wildtyp E1, eine Delta24-modifizierte Version (Deletion in der Retinoblastombindungsstelle von E1A) oder als Delta2-Delta24-modifizierte Version (zusätzliche 3 bp Deletion – kodierend für die p300 Bindungsstelle). Weiterhin handelt es sich bei den untersuchten Adenoviren um Serotypchimären aus Adenovirus Typ 3 fiber knob und Adenovirus Typ 5 fiber shaft und Kapsel. Sie stellt die aktuell beste Methode des transduktionellen Targetings für Ovarialkarzinomzellen dar.

Die Viren wurden in verschiedenen Modellen auf Spezifität und onkolytische Potenz an Ovarialkarzinomzellen untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass mehrfach modifizierte Adenoviren eine signifikant erhöhte Spezifität und onkolytische Effektivität im Vergleich zum Wildtyp aufweisen. Des weiteren konnte gezeigt werden, dass dreifach modifizierte Adenoviren eine signifikant höhere onkolytische Potenz aufwiesen als einfach oder doppelt modifizierte Adenoviren. Durch in-vitro-Untersuchungen in Ovarialkarzinomzellen und Hepatozyten zeigte sich für die dreifach modifizierten Adenoviren ein zehntausendfach bis hunderttausendfach größeres therapeutisches Fenster im Vergleich zu Wildtyp-Adenoviren. Somit erscheinen dreifach modifizierte Adenoviren als gut geeignet für die weitere klinische Untersuchung dieses Ansatzes. Bisherige Viren waren in der klinischen Anwendung insbesondere durch Nebenwirkungen an der Leber limitiert. In primären Leberzellen konnte nachgewiesen werden, dass Ad5/3cox-2 Viren dort nicht replizieren. Seit November 2007 wird Ad5/3cox2Ld24 im Rahmen individueller Heilversuche klinisch eingesetzt und zeigte bislang keine schwerwiegenden Nebenwirkungen.