Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P794
DOI: 10.1055/s-0029-1238886

Rezidive und Komplikationen nach Schlaganfall – auch die optimale Sekundärprävention ist nicht genug

A Stoll 1, J Berrouschot 1
  • 1Altenburg

Fragestellung: Wir untersuchten, wie häufig Patienten nach Hirninfarkt trotz leitliniengerechter optimaler Betreuung einen Rezidivinfarkt erlitten oder aufgrund anderer Komplikationen eine stationäre Krankenhausbehandlung benötigten.

Methodik: Wir führten eine prospektive monozentrische Studie durch. Eingeschlossen wurden Patienten mit „leichtem“ (modified Rankin Scale von 0–2, 1 Woche nach Symptombeginn) nicht-kardial verursachten Hirninfarkt. Jeder Patient erhielt eine leitliniengerechte (Aggregationshemmer, Statine, Blutdrucksenker, Lebensstiländerung) Sekundärprävention und wurde nach 1, 3, 6 und 12 Monaten ambulant in unserer Schlaganfall-Sprechstunde nachuntersucht. Eine Kontrollbildgebung (MRT) erfolgte nach einem Monat und bei jeder neurologischen Verschlechterung. Während jedes Besuches wurden der NIH-SS und die Modified Rankin Scale erhoben, nach stationären Aufenthalten und weiteren Komplikationen gefragt und gegebenenfalls interveniert.

Ergebnisse: Von 02/2006 bis 03/2008 wurden 158 Patienten (105Männer, 43 Frauen, Ø Alter 71 Jahre) eingeschlossen. An Vorerkrankungen bestand bei 97% eine arterielle Hypertonie, bei 46% ein Diabetes mellitus und 18% waren Raucher.

Innerhalb eines Jahres hatten 18/158 (11%) Patienten einen erneuten ischämischen Hirninfarkt mit klinischer Verschlechterung und bildmorphologischen Korrelat, bei 2% der Patienten war im Kontroll-MRT ein erneutes Ischämieareal ohne neues neurologisches Defizit zu beobachten. 7 (4%) Patienten verstarben innerhalb dieses Zeitraums.

Außerdem kam es zu weiteren 54 stationären Aufenthalten, davon 28% aufgrund kardiologischer Komplikationen, 15% wegen Blutungen, 13% wegen anderer neurologischer Erkrankungen, jeweils 11% aufgrund von Tumorerkrankungen oder geplanten Operationen, 9% wegen Infektionen und 13% wegen anderer Ursachen.

Schlussfolgerungen: Trotz leitliniengerechter Sekundärpävention und umfangreicher Betreuung in einer spezialisierten Schlaganfall-Ambulanz trat bei jedem zehnten unserer Patienten innerhalb eines Jahres ein erneuter ischämischer Hirninfarkt auf. Auch die Anzahl der Krankenhausbehandlungen aufgrund anderer Komplikationen war sehr hoch. Diese Zahlen sind erschreckend und erfordern weitere Anstrengungen zur besseren langfristigen Behandlung von Schlaganfall-Patienten.