Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P793
DOI: 10.1055/s-0029-1238885

Schlaganfallprävention durch retinale Gefäßanalyse

M Scibor 1, D Baleanu 1, P Kolomisky-Rabas 1, R Handschu 1, G Michelson 1
  • 1Erlangen

Hintergrund: Zerebrale und retinale Gefäße verhalten sich ähnlich unter dem Einfluss von vaskulären Risikofaktoren. Retinale mikrovaskuläre Abnormalitäten sind laut Studien ein unabhängiger Risikofaktor hinsichtlich Schlaganfall.

Absicht: Untersuchung des Zusammenhanges zwischen mikroangiopathischen Faktoren und makroangiopathischen systemischen Veränderungen.

Methode: Im Rahmen einer telemedizinischen Querschnittsstudie haben 2.473 Patienten an der Pilotstudie TalkingEyes teilgenommen, die in verschiedene vaskuläre Risikogruppen eingeteilt wurden. Beginnend mit der höchsten Risikogruppe wurden 158 Patienten zur erweiterten Gefäßdiagnostik untersucht. Dabei wurden folgende Untersuchungen durchgeführt: Bestimmung gefäßrelevanter Laborwerte (u.a. Gesamtcholesterin, Triglyceride, LDL- und HDL-Cholesterin, C-reaktives Protein, Homocystein), 24-Stunden-Blutdruckmessung, Messung der Netzhautdurchblutung und der Gefäßwanddicke retinaler Gefäße mittels SLDF (Scanning Laser Doppler Flowmetrie), die Bestimmung der Intima-Media-Dicke der Carotiden mit dem B-Ultraschall und gepulste Doppler-Sonografie zur Messung der Blutflussgeschwindigkeiten in den Aa. carotis und den Aa. ophthalmicae sowie zur Bestimmung des Spektralindexes (Indikator für Gefäßwandelastizität). Die mikroangiopathischen retinalen Parameter wurden mit den makroangiopathischen Parameter korreliert. Die Retina Aufnahmen wurden ohne Pupillenerweiterung mit einer KOWA nichtmydriatischen Funduskamera Kamera durchgeführt. Die Bilder und die Anamnese wurden auf einem zentralen Server abgelegt. In einem zentralen Reading-Zentrum wurde telemedizinisch die arteriovenöse Ratio von beiden Augen bestimmt.

Ergebnisse: Retinale mikroangiopathische Veränderungen der Netzhaut korrelieren signifikant (*p<0,038) mit der Intima-Media-Dicke der A.carotis. Mikroangiopathische und makroangiopathische Parameter zeigten einen statistisch signifikanten Zusammenhang mit dem Framingham Score

Zusammenfasssung: Die Untersuchung der Netzhautgefäße führt zu medizinischen Erkenntnissen hinsichtlich morphologisch sichtbaren mikroangiopathischen Veränderungen. Die Information über vorhandene mikroangiopathische Veränderungen stellt eine wichtige Information für die Frage einer „intensivierten“ Behandlung dar. Die Entdeckung von Personen mit bislang noch nicht bekannten mikrovaskulären Veränderungen ermöglicht diesen Personen eine Frühtherapie und reduziert damit die Wahrscheinlichkeit von akuten Gefäßerkrankungen.