Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P784
DOI: 10.1055/s-0029-1238876

Kombinationstherapie Rotigotin transdermales Pflaster und Piribedil in den späten Phasen des idiopathischen Parkinson-Syndroms

S Kreijenveld 1
  • 1Wickede/Ruhr

Fragestellung: Die späten Phasen des M. Parkinson sind oftmals gekennzeichnet von Komplikationen der Therapie, die therapeutisch schwer angehbar sind. Wir berichten über eine Kombinationstherapie mit den Dopaminagonisten Rotigotin und Piribedil bei inzwischen 11 Patienten im fortgeschrittenen Stadium der Parkinsonerkrankung.

Methoden: Insgesamt wurden in unserer Parkinsonschwerpunktpraxis 11 Patienten mit bereits langjährig vorbehandeltem idiopathischen Parkinsonsyndrom wegen nicht korrigierbaren Fluktuationen ihrer Beweglichkeit erstmals vorstellig. Alle Patienten hatten eine Kombinationstherapie von Dopaminagonisten, L-Dopa+Carbidopa+Entacapone sowie Amantadin und Rasagilin. Die Erkrankungsdauer variierte von 13–29 Jahren. Zur Zeit der Erstvorstellung betrug der UPDRS-Score im Teil III 45,2 (33–71) und im Teil IV 12,6 (9–17). Alle Patienten befanden sich im Stadium IV nach Hoehn und Yahr.

Der vorhandene Dopaminagonist wurde schrittweise gegen Rotigotin ausgetauscht und die L-Dopa Therapie individuell angepasst. Nach der Umstellung erhielten die Patienten 10–18mg/24h Rotigotin, eine weitere Erhöhung war wegen vermehrter Tagesschläfrigkeit bzw. Schlafattacken nicht weiter möglich. Es wurde im Folgeschritt schrittweise Piribedil bis zu 350mg/d hinzu titriert.

Ergebnisse: Bei allen Patienten konnten die L-Dopa-Dosen verringert werden. Unter dieser Kombination besserten sich Wearing-off und Freezing langsam. Die On-Zeit konnte erheblich verlängert werden.

3 Monate nach Beginn der Piribedil Zusatzgabe hatten die Patienten im UPDRS III Score mit im Mittel 28,4 Punkten deutliche Besserungen erreicht, im Teil IV lagen alle Patienten unter 6 Punkten. Im weiteren Verlauf konnte die Piribedildosis auf 100–200mg/d ohne Verlust des erreichten Fortschrittes reduziert werden.

Die Therapie wurde gut vertragen, es wurde nicht zusätzlich über vermehrte Tagsschläfrigkeit berichtet. Bei einem Patienten kam es zu einer hypotonen Kreislaufdysregulation, weswegen 0,1mg Fludrocortison hinzugefügt werden musste.

Schlussfolgerung: Spätkomplikationen des Parkinsonsyndroms stellen mitunter vor große therapeutische Herausforderungen. Die Kombination zweier non-ergoliner Dopaminagonisten unterschiedlicher Darreichungsform mit z.T. unterschiedlichem Nebenwirkungsspektrum kann hier im Einzelfall eine Alternative für die Behandlung darstellen. In der Kombination von Rotigotin transdermalem Pflaster mit Piribedil gelang es, vor allem die Komplikationen der Therapie zu beseitigen.