Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P767
DOI: 10.1055/s-0029-1238860

Metaanalyse zu klinischen und demographischen Eigenschaften von homozygoten und heterozygoten PINK1 Mutationsträgern

M Kasten 1, C Weichert 1, K Lohmann 1, C Klein 1
  • 1Lübeck

Fragestellung: Bestehen systematische Unterschiede zwischen homozygoten (hom.) und heterozygoten (het.) Parkinsonpatienten mit PINK1 Mutation hinsichtlich Symptomatik, demographischen Eigenschaften und Lokalisation der Mutation?

Methoden: Eine Literaturrecherche in pubmed mit den Suchbegriffen PINK1 und PARK6 ergab 218 Artikel, 99 enthielten klinische Informationen. Übersichtsarbeiten und Arbeiten ohne positiven genetischen Befund wurden ausgeschlossen und 55 Artikel ausgewertet.

Verglichen wurden klinische und demographische Eigenschaften zwischen hom. und het. Patienten und solchen, bei denen die Kinasedomäne des PINK1-Proteins betroffen oder nicht betroffen war.

Ergebnisse: Der Anteil verfügbarer Informationen zu den verschiedenen Symptomen lag zwischen 10–97%.

Tabelle: Aktuelle klinische und demographische Faktoren mit Informationsdichte über 30%, nur signifikante p-Werte gelistet.

- bitte hier Tabelle einfügen -

Als mögliche Initialsymptome waren Bradykinese, Tremor, Rigor, Gangstörung, posturale Instabilität und Dystonie untersucht, Informationen hierzu waren für 46 und 29% (hom./het.) verfügbar. Häufigstes Initialsymptom war Tremor (49% hom. und 57%), dann Bradykinese (32% hom. und 50%) ohne signifikante Gruppenunterschiede.

Die Kinasedomäne war in allen Gruppen zu über 85% betroffen. Von den hom. Patienten erkrankten diejenigen mit Mutationen in der Kinasedomäne früher (31,7±12,7 vs. 36,0±4,5 Jahre, p=0,076).

Schlussfolgerungen: Patienten mit hom. PINK1-Mutationen erkranken signifikant früher als solche mit het. Mutationen. Die hom. Mutationsträger hatten eine längere Erkrankungsdauer, was wahrscheinlich die größere Häufigkeit von Gangstörungen erklärt, die weiteren Symptomhäufigkeiten und die Initialsymptome waren vergleichbar. Somit scheint der Mutationsstatus (hom. vs. het.) zwar das Erkrankungsalter, nicht aber das klinische Bild zu beeinflussen. Trotz geringer Gruppengröße zeigte sich ein Trend zu früherem Erkrankungsalter bei hom. Patienten mit Mutation in der Kinasedomäne.

Hom. (n=81)

Het. (n=62)

p-Wert

Demographisch

32,6 +/- 12,2

42,3 +/- 15,7

<0.001

Erkrankungsalter

18,3 +/- 10,8

13,9 +/- 6,8

0.007

Erkrankungsdauer

45/73 (62%)

19/44 (43%)

0.058

Geschlecht

Aktuelle Symptome

Anzahl

%

Anzahl

%

Tremor

63/74

85

43/60

72

0.086

Gangstörung

43/52

83

17/34

50

0.002

Rigor

65/70

93

53/57

93

Bradykinese

67/74

91

56/58

97

Posturale Instabilität

32/49

65

21/36

58

Hyperreflexie

18/43

42

8/26

31

Asymmetrie

46/58

80

48/53

91

Dystönie

18/47

38

9/24

38

Depression

22/51

43

20/49

41

Angst

10/51

20

14/49

29

Halluzination

6/51

12

6/49

12

Demenz

4/51

8

4/49

8