Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P746
DOI: 10.1055/s-0029-1238839

MRT-negative Anpassungsstörung mit Anterolisthesis und Fazialisparese

F Joachimski 1, A Müller 1, G Hagemann 1
  • 1Jena

Eine 47-jährige bis dahin gesunde Patientin entwickelte innerhalb von wenigen Wochen zunehmende brennende Schmerzen des rechten Beines mit Taubheitsgefühl im Bereich der Unterschenkelvorderseite. Sie wurde zunächst vom Hausarzt symptomatisch behandelt und dann neurochirurgisch vorgestellt. Anhand einer Kernspintomografie wurde ein breitbasiger Bandscheibenvorfall LWK 3/4 festgestellt und die Indikation zur Myelografie gestellt, die eine Anterolisthesis LWK 3/4, jedoch ohne Affektion der Nervenwurzeln ergab. Zwischenzeitlich hatte sich die Symptomatik weiter verschlechtert: Die Patientin hatte eine Iliopsoasparese rechts, fluktuierende stärkste Schmerzen mit nächtlicher Betonung und eine Gangataxie entwickelt. Kernspintomografien des Schädels, der HWS und der LWS blieben ohne pathologischen Befund, so dass die Patientin mit einer intensiven Schmerztherapie entlassen wurde. Wegen zunehmender Ataxie kam die Patientin erneut zur Aufnahme und beklagte nunmehr auch Probleme beim Sprechen. Eine daraufhin initiierte ausführliche psychiatrische Konsultation erhob eine mittelgradige depressive Symptomatik, die im Sinne einer Anpassungsstörung nach dramatischem Tod des Sohnes durch Unfall in Thailand sechs Monate zuvor interpretiert wurde und Anlass zur Übernahme in die Psychiatrie gab. Hier fand sich klinisch eine bilaterale Fazialisparese mit oligoradikulären Ausfällen der Beine und schwerer Ataxie. Bei der Bewertung der Vorbefunde fiel ein auffälliges Liquorbild auf.