Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P740
DOI: 10.1055/s-0029-1238833

Sinusthrombose mit Kongestionsblutung als Komplikation einer HIT II in Folge einer Kreuzreaktion auf Danaparoid

U Mertens 1, HJ Heinze 1, M Skalej 1, M Goertler 1
  • 1Magdeburg

Einleitung: Danaparoid ist neben Lepirudin Antikoagulans erster Wahl bei der Behandlung einer heparininduzierten Thrombozytopenie Typ II (HIT II). Wir präsentieren eine Patientin bei der diese Therapie in Folge einer Kreuzreaktion der HIT-II-Antikörper auf Danaparoid zu einer Sinusthrombose mit Kongestionsblutung führte.

Fall-Beschreibung: Eine 41-jährige Patientin zog sich eine Knöchelfraktur rechts zu, die mit einem Stützverband konservativ behandelt wurde. Die Thromboseprophylaxe erfolgte zwei Tage nach Diagnosestellung seit dem 19.02.09 mit niedermolekularem Heparin (Certoparin, 3000 IE. s.c./Tag). Zwölf Tage später stellte sich die Patientin aufgrund eines Druckschmerzes und einer Schwellung in der rechten Wade vor, als deren Ursache duplexsonographisch Thromben in der posterioren, anterioren und fibularen Venengruppe nachgewiesen wurden. Zusätzlich bestand eine Thrombozytopenie (39 Gpt/l). Die eingeleitete Labordiagnostik bestätigte eine heparininduzierte Thrombozytopenie Typ II, sodass die Thromboseprophylaxe auf Argatroban (ca. 2µg/kg/min i.v) umgesetzt wurde. Nach weiteren 9 Tagen wurde die Patientin am 11.03.09 mit 3×7500 I.E. Danaparoid s.c. in die ambulante Weiterbehandlung entlassen. Fünf Tage später erfolgte die erneute stationäre Aufnahme aufgrund von seit dem Vortag bestehenden Kopfschmerzen, Somnolenz, Nausea und Vomitus. Klinisch bestanden eine psychomotorische Verlangsamung und Antriebsstörungen ohne fokal-neurologisches Defizit. Im MRT zeigte sich als Korrelat eine 4×6cm große links frontale Blutung, sodass die Patientin in unsere Klinik verlegt wurde. Als Ursache zeigten CT- und MR-Angiografien und MRT eine Thrombose des anterioren Sinus sagittalis superior, die in kurzfristigen Kontrollen progredient war mit Thrombosierung auch des Sinus transversus und Sinus sigmoideus links. Labordiagnostisch bestand weiterhin eine Thrombozytopenie (49 Gpt/l) und es konnte eine Kreuzreaktion der HIT-II-Antikörper mit Danaparoid nachgewiesen werden. Nach Umsetzen der Antikoagulation auf Argatroban i.v. kam es zu keiner weiteren Thrombosierung intrakranieller Sinus.

Schlussfolgerung: Aufgrund einer klinischen Kreuzreaktion auf Danaparoid in 3% und Antikörper gegen Hirudin in 30–45% der Fälle sollte auch eine mögliche Therapie mit Argatroban bei einer HIT II in Betracht gezogen werden.