Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P730
DOI: 10.1055/s-0029-1238823

Fallbericht einer Patientin mit einem posteriorem reversiblen Enzephalopathie-Syndrom ohne schwerwiegende Vorerkrankung

P Thun 1, M Thun 1, S Presslauer 1, T Brücke 1
  • 1Wien, A

Das posteriore reversible Enzephalopathie Syndrom (PRES) wurde als eigenständige Erkrankung zum ersten Mal 1996 beschrieben. Es wurde als vasogenes Ödem angesehen das vornehmlich im hinteren Stromgebiet vorkommt und nur die weiße Substanz betrifft. In weiteren Fallberichten konnte aber gezeigt werden, dass dieses vasogene Ödem sowohl die weiße als auch die graue Substanz betreffen kann und nicht nur im hinteren Stromgebiet vorkommt.

In der CCT Bildgebung kann es differenzialdiagnostisch nur sehr schwer von anderen Ursachen für ein cerebrales Ödem unterschieden werden. Die MRT- Untersuchung kann aber eine Differenzierung sehr gut möglich machen. Das klassische Bild eines PRES im MRT zeigt bilaterale parasagitale hyperintense Bereiche in T2 gewichteten Aufnahmen wobei die Diffusiongewichtung keine auffälligen Befunde ergibt.

Die Symptomatik hängt von der betroffen Region ab, ist aber, da meist ausschließlich das hintere Stromgebiet betroffen ist, von Gesichtsfeldausfällen, Ataxie, Kopfschmerzen, Krampfanfällen und Wesensänderungen gekennzeichnet.

Die meisten beschrieben Fälle zeigten eine Komorbidität mit anderen schweren, meist intensivpflichtigen Erkrankungen, die entweder als Ursache bzw. als zusätzliche Pathologie eine arterielle Hypertension aufwiesen oder infolge einer Applikation zytotoxischer Substanzen auftraten.

Im Folgenden berichten wir von einer Patientin im mittleren Lebensalter, die wegen einer, sich über Tage entwickelnden, Halbseitensymptomatik links stürzte und deshalb an unserer Abteilung aufgenommen wurde. Die im nativ CCT gestellte Diagnose, einer möglicherweise malignen Raumforderung mit Begleitödem, wurde im MRT als PRES mit atypischer Verteilung angesehen.

Klinisch passte die Symptomatik zu den vom Ödem betroffenen Regionen und zeigte auch unter konsequenter Blutdrucksenkung einen benignen Verlauf. Die Rückbildung der Symptome erfolgte leicht verzögert aber analog zur Bildgebung. Als Ursache konnte letztendlich nur eine arterielle Hypertension festgestellt werden ohne Begleit- oder Vorerkrankungen.