Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P721
DOI: 10.1055/s-0029-1238814

Multimodale Evaluation der Enzymersatztherapie bei Morbus Pompe

A Brejova 1, F Awiszus 1, S Vielhaber 1
  • 1Magdeburg

Fragestellung: Der Morbus Pompe (Glykogenose Typ II) ist eine seltene lysosomale Speichererkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang, bei der der Mangel an saurer α-1,4-Glukosidase zur progressiven Glykogenakkumulation in mehreren Organen führt. Seit März 2006 besteht die Möglichkeit einer intravenösen Enzymersatztherapie mit rekombinanter α-Gukosidase (rhGAA). Bislang sind die klinischen Erfahrungen mit dieser Behandlung limitiert und der Wirkmechanismus nicht in allen Einzelheiten verstanden. Das Ziel unserer Arbeit war es, bei Patienten mit adulter Verlaufsform des M. Pompe den Behandlungsverlauf mit verschiedenen Untersuchungsverfahren multimodal zu beurteilen.

Methoden: Der Untersuchungszeitraum betrug 24 Monate. Das Medikament wurde in vierzehntägigen Intervallen gewichtsadaptiert infundiert (rhGAA 20mg/kg KG). Im Rahmen der klinischen Untersuchungen wurden die Muskelkraft (mittlerer Summenscore der MRC-Skala) und die Ausdauerleistungen in Form von Halteversuchen der Extremitäten und 6-Minuten-Gehtest erfasst. Die maximale Schnellkraft wurde quantitativ in Form einer isometrischen Muskelkraftanalyse über die Erfassung der maximalen Drehmomente der Kniestrecker untersucht. Durch eine serielle MRT-Schichtdarstellung der Oberschenkel konnten zusätzlich die funktionell relevanten Muskelvolumina ermittelt werden. Mögliche neurochemische Veränderungen im Zerebrum wurden mithilfe der Protonen-MR-Spektroskopie detektiert.

Ergebnisse: Während der zweijährigen Enzymersatztherapie kam es zu einer leichten Verbesserung der Muskelkraft (5%) und der muskulären Ausdauerleistung (10–20%). Das stabilisierte Kraftniveau wurde auch in der computergestützten isometrischen Analyse der Kniestrecker deutlich. Die Muskelvolumina der beteiligten Kniestrecker blieben dabei konstant. Interessanterweise war der zerebrale Kreatingehalt bei Patienten mit M. Pompe erhöht, während die anderen neuronalen und glialen Metabolite gegenüber Kontrollpersonen nicht verschieden waren. Im SF-36 mit seinen 8 Dimensionen, die sich konzeptuell in die Bereiche «körperliche Gesundheit» und «psychische Gesundheit» einordnen lassen, konnte insbesondere im Sektor körperliche Schmerzen Verbesserungen dokumentiert werden.

Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Einsatz der Enzymersatztherapie Einfluss auf den klinischen Verlauf der Erkrankung nehmen kann. Dabei spielen möglicherweise synergistische Prozesse im peripheren und zentralen Energiestoffwechsel eine wesentliche Rolle.