Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P702
DOI: 10.1055/s-0029-1238795

Frei flottierende Thromben der ACC und ACI

S Müller 1, R Huber 1
  • 1Ulm

Einleitung: Frei flottierende Thromben bzw. Thrombusanteile (FFT) im Bereich der extracraniellen gehirnversorgenden Gefäße stellen im klinischen Alltag eine Seltenheit dar. Hinsichtlich des weiteren therapeutischen Procederes dieser klinischen Notfallsituation gibt es derzeit keine Evidenzbasierten Behandlungsleitlinien. Im Rahmen einer retrospektiven Analyse wurden 9 Patienten, die innerhalb der letzten fünf Jahre in unserer Klinik mit FFTs behandelt wurden, identifiziert. Diese wurden hinsichtlich der Art der Diagnosestellung, der Effektivität der erfolgten medikamentösen Therapie bzw. der chirurgischen Intervention wie auch des jeweiligen Outcomes untersucht.

Durchführung: Bei den 9 Patienten (6Männer, 3 Frauen; durchschnittliches Alter: 68,6 Jahre) wurden als bildgebende Verfahren die Duplexsonografie der gehirnversorgenden Gefäße sowie die CT-Angiografie verwendet:

Abb. l. Art des Nachweis und der ingl. Bestätigung der FFTs

Fallnummer

CT-Angiographischer Befund

Duplexsonographischer Befund

Fall 1

Negativ

Positiv

Fall 2

Negativ

Positiv

Fall 3

Positiv

Positiv

Fall 4

Positiv

Positiv

Fall 5

Positiv

Positiv

Fall 6

Positiv

Negativ

Fall 7

Positiv

Negativ

Fall 8

Nicht durchgeführt

Positiv

Fall 9

Positiv

Nicht durchgeführt

Vier Patienten wurden hierbei durchschnittlich 8 Tage full dose-heparinisiert, während bei zwei Männern sowie drei Frauen im Durchschnitt 2 Tage nach Diagnosestellung eine chirurgische Intervention (Carotis-TEA) durchgeführt wurde. Unter Antikoagulation wurde in allen Fällen in der duplexsonographischen bzw. CT-Angiographischen Nachkontrolle eine Auflösung des FFTs beobachtet. Für eine Ablösung mit konsekutivem embolischen Ereignis ergaben sich in der Kontrolluntersuchung weder klinische noch MR- oder CT-bildmorphologische Hinweise. Nach chirurgischer Intervention hingegen kam es in vier Fällen (80%) zu einer klinisch sowie bildmorphologisch nachgewiesenen Verschlechterung mit intra-/perioperativ erfolgter Ischämie.

Fazit: Zur Diagnosestellung erscheinen in unserer Untersuchung die bildgebenden Verfahren komplementär. Hierbei ist zu beachten, dass bei Durchführung nur eines bildgebenden Verfahrens in 25% der Fälle FFPs nicht nachgewiesen werden können. Hinsichtlich der Reduktion frei flottierender Thromben bzw. Thrombusanteile scheint die medikamentöse Therapie mittels Full-Dose-Heparinisierung in unserer Untersuchung ebenso effizient wie eine akute Thrombektomie zu sein, bei jedoch besserem klinischen als auch bildmorphologisch nachgewiesenerem Outcome.