Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P679
DOI: 10.1055/s-0029-1238772

Schlafqualität und Fatigue bei Multipler Sklerose unter Therapie mit Interferon β 1b

C Schäfer 1, W Schölzel 1, P Schwenkreis 1, C Käseberg 1, M Leonhardt 1, M Meisel 1, J Werkmeister 1, U Ziebold 1, S Kotterba 1
  • 1Westerstede, Bochum, Gelsenkirchen, Sprockhövel, Leer, Emden

Einleitung: Patienten mit Multipler Sklerose (MS) beklagen häufig eine Fatiguesymptomatik. Mit der präsentierten Studie sollen Schlaf und Tagesmüdigkeit bei MS Patienten (RRMS und CIS), die nicht länger als 5 Jahre erkrankt sind, vor und unter laufender Therapie mit Interferon β 1b untersucht werden, um den Einfluss von Schlafstörungen auf die Fatiguesymptomatik beurteilen zu können.

Patienten und Methode: Multicenter-Studie bestehend aus 7 Zentren. Ambulant und stationär wurden bisher 52 Pat. (Frauen 38, Männer 14) im Alter von 20–45 Jahren, im Mittelwert 38 Jahre±7,86, eingeschlossen.

Untersuchungsmethoden:

- Demographische und klinische Daten

- Polysomnografie

- Epworth Sleepiness Scale (ESS), Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI), Modified Fatigue Impact Scale (MFIS), Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS), International rating scale for restless legs syndrom (IRLSS), Morgen- und Abendprotokoll der DGMS

Es wurden 3 Untersuchungen im Abstand von 6 Monaten über einen Beobachtungszeitraum von 1 Jahr durchgeführt.

Zu Studienbeginn erhielten 48 Pat. eine Therapie mit Interferon β 1b. 4 Pat. waren untherapiert.

Ergebnisse:

Legende: PSQI pathol. >5. ESS pathol. >10. MFIS gesamt 0–84. MFIS physisch 0–36. MFIS kognitiv 0–40. MFIS psychosozial 0–8. HADS Angst pathol. >=8. HADS Depression pathol. >=8.

Pathol.

Pathol.

erreichbare Punkte

0–36

0–40

0–8

HADS

Pathol.

HADS

Pathol.

EDSS

PSQI

PSQI

ESS

ESS

MFIS

phys.

kogn.

psychosoz.

Angst

Depression

>5

>10

Gesamt

>=8

>=8

Mittelwert

2,09

8,69

9,5

7,79

12,86

33.17

15,52

15,15

2,73

7,16

10,68

5,12

10

Standardabw.

1,43

3,88

2,94

4,08

2,03

16.96

8,76

8,47

2,19

3,55

1,63

3,47

2,17

Pat.
anzahl
insg.= 52

26 Pat.

14 Pat.

19 Pat.

12 Pat.

Schlussfolgerungen: Obwohl die Patienten in der Einschätzung mittels EDSS eine eher geringe Beeinträchtigung haben, findet sich subjektiv bei 50% aller untersuchten Patienten eine gestörte Schlafqualität, die sich mit dem Symptom Tagesschläfrigkeit bei ca. 25% der Patienten auswirkt.

Die mittels MFIS ermittelten Einschränkungen ergeben eine überwiegende Beeinträchtigung der physischen Defizite. In etwas geringerem Umfang zeigen sich auch kognitive Einschränkungen, die möglicherweise in Verbindung mit der deutlich erhöhten Angstkomponente stehen. Demgegenüber ist die Ausprägung manifester depressiver Veränderungen erstaunlich gering.

Im Vordergrund der Beschwerden stehen bei 50% der Pat. subjektiv empfundene Schlafstörungen, physische Einschränkungen und eine Angstsymptomatik. Diese scheinen im Wesentlichen für die Fatigue verantwortlich zu sein.

In weiteren Untersuchungsschritten wird überprüft, in wie weit subjektiv empfundene Schlafstörungen und die objektiven Daten der Polysomnografie korrelieren und die Fatigue Symptomatik bedingen.

Die oben beschriebene Studie erfolgte mit freundlicher Unterstützung der Firma Bayer Healthcare.