Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P662
DOI: 10.1055/s-0029-1238755

Die mobile Accelerometrie als Instrument zur Entwicklung eines objektivierbaren, klinischen Mobilitätsparameters bei Patienten mit Multipler Sklerose

S Schlesinger 1, M Daumer 1, A Rashid 1, G Ebers 1
  • 1Bad Neustadt/Saale, München, Karlsruhe; Oxford, UK

Fragestellung: Lassen sich mit einer mobilen dreidimensionalen Bewegungsaufzeichnung (ACTIBELT-System®) Einschränkungen der alltagsnahen Mobilität bei Menschen mit Multiple Sklerose (MS) messen und objektivieren.

Hintergrund: MS-bedingte Beeinträchtigungen der Gehfähigkeit stehen im engen Zusammenhang mit Lebensqualität und Arbeitsunfähigkeit. Um die Gehfähigkeit und zu einem bestimmten Grad den Gesundheitszustand des Patienten zu bestimmen, wird üblicherweise der Expanded Disability Status Scale (EDSS) angewendet. Eine objektivierbare alltagsnahe Beurteilung der Mobilität ist durch die Erhebung des EDSS nicht möglich.

Methodik: 13 Patienten mit schubförmig und sekundär progredient verlaufender MS mit einem medianen EDSS von 3,5 (2–5,5) sowie 16 gesunde Kontroll-Personen wurden in die prospektive Studie aufgenommen. Mithilfe der ACTIBELT-Accelerometrie wurden dreidimensionale Bewegungsdaten über jeweils 7 Tage aufgezeichnet, aus denen sich die durchschnittliche Gehgeschwindigkeit (active speed) ableiten liess. Des weiteren wurden klinische Parameter mittels EDSS, Ambulation Index zur isolierten Beurteilung der Gehfähigkeit bei MS, Gleichgewichtstest nach Bohannan und PASS, Ashworth-Skala zur Spastik-Beurteilung und modifizierter Fatigue Impact Scale (MFIS) erhoben. Verlaufsuntersuchungen erfolgten in 1–3 monatlichen Abständen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die active speed war mit 0,66 [0,64–0,76] m/s in der MS-Patientengruppe versus 1,24m/s [1,19–1,27] in der Kontrollgruppe statistisch signifikant unterschiedlich (p<0,001).

Die vorliegenden Daten zum active speed erlauben eine quantitative und somit vergleichbare Aussage zur alltagsnahen Mobilität bei Patienten mit MS.

Weiterführende Untersuchungen sollen Rückschlüsse auf den individuellen Krankheitsverlauf ermöglichen.