Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P660
DOI: 10.1055/s-0029-1238753

Tysabri® Observational Program: Langzeit-Analyse der Arzneimittel-Sicherheit sowie von Krankheits-Aktivität und Behinderungs-Progression bei mit Tysabri® (Natalizumab) behandelten Patienten mit schubförmig-remittierender Multibler Sklerose

H Wiendl 1, A Fornges 1, G Niemczyk 1, D Desgrandchamps 1
  • 1im Auftrag der TOP-Studiengruppe

Hintergrund: Die MS-Ausgangswerte von Patienten, die seit der Zulassung mit Natalizumab (Tysabri®) behandelt werden, unterscheiden sich von denjenigen der Zulassungsstudie (AFFIRM). Das “Tysabri® Observational Program“ (TOP) ist eine Anwendungsbeobachtung in Europa, Australien und Kanada mit dem Ziel einer Langzeit-Analyse von Sicherheit und neurologischer Entwicklung bei 3000 bis 5000 Patienten mit schubförmig-remittierender Multibler Sklerose (MS), welche mit zugelassenem Natalizumab behandelt werden.

Fragestellung: Primärer Endpunkt sind Inzidenz und Profil schwerwiegender Nebenwirkungen (NW). Sekundäre Endpunkte sind die Entwicklung der Krankheitsaktivität (Schübe) und der Behinderungsprogression (Expanded Disability Status Score, EDSS) sowie die Eignung von Krankheitsausgangswert und kurzzeitiger Krankheitsentwicklung als Indikatoren für die Langzeitprognose.

Methoden: Demographische Angaben sowie MS- und Behandlungsanamnese werden zu Studienbeginn erhoben. Alle Patienten werden während 5 Jahren routinemässig beobachtet, unabhängig davon, ob sie weiterhin Natalizumab erhalten. Festgehalten werden schwerwiegende NW, Rückfälle und neurologischer Status (EDSS).

Ergebnisse: Bis zum 19. März 2009 wurden 354 Patienten aus Deutschland in TOP aufgenommen. 73% dieser Patienten waren weiblich; das mediane Altersmittel lag bei 39 Jahren (19–61). Die mediane Dauer der MS-Symptomatik war 8 Jahre (0,4–35) vs. 5 Jahre (0–34) in AFFIRM. Die mittlere Anzahl von Schüben im Jahr vor der Studie betrug 2,1 vs. 1,5 in AFFIRM. Der mittlere EDSS bei Studienbeginn war 3,5 (0–8) vs. 2,3 (0–6), wobei 37% der Patienten einen EDSS <3 hatten vs. 67% in AFFIRM.

Im Gegensatz zu den AFFIRM Patienten, die meist nicht mit MS-Medikamenten vorbehandelt waren, hatten 91% der TOP-Patienten mindestens eine Vorbehandlung mit spezifischen MS-Therapeutika oder Immunsuppressiva, 9% waren Therapie-naïv. Innerhalb der durchschnittlichen Beobachtungszeit von 11,3 Monaten erlitten 4% der Patienten eine schwerwiegende NW. Unerwartete Ereignisse wurden nicht beobachtet.

Schlussfolgerungen: Verglichen mit den Patienten der Zulassungsstudie weisen die TOP-Patienten bei Studienbeginn eine höhere Krankheitsaktivität und einen höheren Behinderungsgrad (EDSS) auf. Eine vollständige Analyse der Ausgangswerte der in die Studie aufgenommenen Patienten im Vergleich zu AFFIRM sowie eine detaillierte Sicherheits-Analyse werden vorgestellt.