Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P648
DOI: 10.1055/s-0029-1238741

Klinischer Verlauf neurochirurgisch versorgter insulärer Tumoren

K Hussein 1, T Pasedag 1, A Brandis 1, R Klein 1, H Kreipe 1, S Hussein 1
  • 1Hannover, Hildesheim

Hintergrund: Die operative Resektion insulärer Tumore stellt aufgrund der zentralen Lage eine wesentliche neurochirurgische Herausforderung dar. Wenige klinische Arbeiten befassen sich mit den chirurgischen Methoden und den klinischen Ergebnissen (insgesamt 289 Patienten, 1995–2008).

Methoden: Retrospektive Evaluierung eines Patientenkollektives mit insulären Tumoren aus der Abteilung für Neurochirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover (n=25, 1998–2004). Auswertung: i) neurologischer Status, ii) Tumorentität, iii) Tumorlokalisation/Resektion.

Ergebnisse: Im Patientenkollektiv (11 Frauen/14Männer; medianes Alter 35 Jahre, 6–69 Jahre) waren die häufigsten Tumorentitäten Glioblastome WHO Grad IV (n=8), Oligoastrozytome Grad II (n=4) und Astrozytome Grad III (n=3); Lokalisation links/rechts 1:1,3.

Das häufigste Erstsymptom waren komplex-partielle epileptische Anfälle (10/25 Patienten, 40%).

Bei insgesamt 39 Operationen (14 Re-Operationen in 11 Patienten) lag die peri-operative Mortalität bei 2,6%. Medianen Verlauf: 6 Monate (8 Tage-183 Monate).

Im prä/post-operativen Vergleich zeigten 7/25 Patienten (28%) post-operativ einen stabilen Status oder eine Besserung. Dabei war die Mehrzahl aller Patienten mit prä-operativen epileptischen Symptomen (12/16, 75%) post-operativ vollständig anfallsfrei (Engel-Klassifikation I; davon 3/12 Patienten ohne weitere antiepileptische Medikation). Eine insuläre Tumorlokalisation, ohne Beteiligung para-insulärer hirnzentraler Areale, war mit einer besseren Prognose assoziiert.

Bei 18/25 Patienten (72%) kam es post-operativ zu persistierenden, prä-operativ nicht vorhandenen, neurologischen Defiziten, Hirninfarkten (7/18; davon 6/7 mit einem Glioblastom Grad IV) oder zum Tod (1/18; am 8. post-opertativen Tag). Hirninfarktpatienten zeigten Karnofsky-Index-Werte kleiner 60%. Eine Infiltration der Basalganglien und/oder Capsula interna bzw. Glioblastom Grad IV war mit einer schlechteren Prognose assoziiert.

Zusammenfassung: Insuläre Tumore gelten als schwer neurochirurgisch therapierbar. Die Erfahrungen aus unserem Patientenkollektiv zeigen, dass eine sorgfältige Interventionsplanung mit genauer Kenntnis der neurochirurgischen Anatomie und Berücksichtigung potentieller Risiken eine suffiziente chirurgische Behandlung mit zufriedenstellen klinisch-neurologischen Verlauf ermöglicht. Eine gute Prognose haben dabei Patienten mit nicht-Glioblastom Tumoren der Inselregion ohne wesentliche Beteiligung para-insulärer hirnzentraler Areale.